"Weniger Autos, mehr Platz für Menschen"
Anwohner äußern Wünsche für den Bahnhofsvorplatz Lichterfelde West
Der Vorplatz am Bahnhof Lichterfelde West hat eine grundlegende Umgestaltung nötig. Das finden Anwohner und Gewerbetreibende. Auf einer vom Bezirksamt initiierten Beteiligungswerkstatt konnten sie ihre Wünsche und Vorstellungen äußern und gemeinsam diskutieren. Das Interesse war groß.
Mehr als 100 Bürger sind der Einladung von Stadtrat Urban Aykal (Bündnis 90/Die Grünen) gefolgt und kamen in den Gemeindesaal der Evangelischen Johanneskirchengemeinde. An drei Thementischen wurde über die Schwerpunkte Nachbarschaft, Bahnhofsvorplatz und Gewerbestandort diskutiert und Ideen zusammengetragen. Das Interesse war so groß, dass der Platz im Gemeindesaal nicht ausreichte und die Thementische Gewerbestandort sowie Nachbarschaft ins Gemeindecafé beziehungsweise vor die Kirche verlagert werden mussten.
Am häufigsten wurde der Wunsch nach mehr Aufenthaltsqualität geäußert. „Weniger Autos, mehr Platz für Menschen“, fasst es die Bürgeraktion Lebendiges Lichterfelde (Ball) zusammen. „Auf dem Bahnhofsvorplatz gibt es heute mehr als 22 Parkplätze für Autos, aber keinen einzigen Sitzplatz für Menschen. Das kennzeichnet den Platz“, kritisieren die Akteure von Ball. Sie wünschen sich, dass der Platz endlich wieder zu einem Ort wird, an dem alle sich gern aufhalten und Platz nehmen können, der zum Einkaufen, Treffen, Ausruhen und Genießen einlädt.
Bürgeraktion sammelte Unterschriften
Schon im Vorfeld zur Beteiligungswerkstatt hat die Ball eine Unterschriftenaktion gestartet, um der Forderung nach einer barrierefreien und fußgängerfreundlichen Umgestaltung des Platzes Nachdruck zu verleihen. Das Argument der Geschäftsleute, dass ohne Parkplätze auch die Kunden wegbleiben würden, lässt die Bürgeraktion nicht gelten. Eine flächendeckende Barrierefreiheit ohne Autos böte auch neue Chancen für Handel und Gastronomie. „Mit steigender Aufenthaltsqualität steigen in der Regel auch die Umsätze.“
Auf der Wunschliste standen außerdem mehr Orte für den generationsübergreifenden Austausch oder ein Wochenmarkt sowie Reduzierungen der Parkzeiten, Zonen für den Lieferverkehr und weitere Fahrradabstellanlagen. Unterm Strich wünschen sich die Menschen einen funktionierenden Gewerbestandort, der mit allen möglichen Verkehrsmitteln zu erreichen ist und gleichzeitig zum Verweilen einlädt. Ein Punkt, in dem sich die Allermeisten einig waren, ist der Erhalt des Kiosks. Im vergangenen Herbst hatte das Bezirksamt entschieden, dass der Kiosk weg muss. Diese Entscheidung ist wegen der massiven Bürgerproteste inzwischen vom Tisch.
Stadtrat Urban Aykal ist begeistert von der großen Resonanz auf die Beteiligungswerkstatt und wie sehr sich die Menschen für ihr Wohnumfeld engagieren. Die einzelnen Beiträge werden nun dokumentiert und mit den Fachämtern besprochen. Für Oktober ist ein zweites Treffen geplant. Diesmal soll es vor Ort stattfinden. „Hier werden wir unsere Überlegungen vorstellen und nochmal die Möglichkeit haben, darüber zu diskutieren“, sagt Aykal. Er sei zuversichtlich, dass selbst mit kleinen gemeinsamen Nennern viel Positives bewirkt werden könne.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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