Drei hungrige Schnäbel im Nest
Erster Nachwuchs auf dem Schornstein seit 2014
In den ersten Wochen sind sie nahezu unersättlich: Bis zu eineinhalb Kilo Nahrung braucht ein Storchenküken – pro Tag. Das Elternpaar auf dem Naturhof Malchow leistet aktuell also Schwerstarbeit, denn es muss genug Futter finden, um drei Schnäbel zu stopfen. Über den ersten Storchennachwuchs seit 2014 herrscht im Straßendorf große Freude.
Der auf dem Hof an der Dorfstraße 35 ansässige Verein Naturschutz Berlin-Malchow hat jetzt die Ringnummer eines der beiden erwachsenen Störche ermitteln lassen – und erhielt überraschende Kunde. „Zum ersten Mal ist nachweislich derselbe Storch auf den Naturhof zurückgekehrt, der auch im Vorjahr schon hier war“, berichtet Pressereferentin Sylvie Wesnigk-Michler. Die Beringungszentrale auf der Insel Hiddensee gab dem Verein über den Storch folgende Auskunft: Das Tier wurde am 22. Juni 2013 mit drei Nestgeschwistern in Walsleben (Ostprignitz-Ruppin) beringt, also 68 Kilometer vom Naturhof entfernt.
Die Gegend um Malchow scheint dem schwarz-weißen Großvogel also schon im vorigen Sommer gefallen zu haben, auch wenn es damals keinen Nachwuchs gab. In diesem Frühjahr richtete sich der gefiederte Gast nun aber samt Partner/in im Schornsteinnest am Naturhof ein, wo sich einige Wochen später drei kleine Schnäbel in den Himmel reckten. Am 19. Mai schlüpfte das erste Storchenküken, die Geschwister folgten kurz darauf.
Herausforderung Futtersuche
Die Aufzucht ihrer Jungen bringt für die erwachsenen Vögel allerdings harte Arbeit mit sich, ganz besonders in den ersten Wochen. Während jeweils ein Elternteil im Nest bleibt, um die Küken zu beschützen und mit seinen aufgestellten Flügeln Schatten zu spenden, sucht der andere quasi nonstop nach Futter.
Am größten ist der Energiebedarf der Jungtiere in den ersten drei Wochen, bis zu 1600 Gramm Nahrung brauchen sie am Tag. Das Schlupfgewicht eines Storchenkükens liegt bei 70 bis 80 Gramm – schon nach sieben Wochen erreichen sie die Größe ihrer Eltern. Kein Wunder also, dass sie so viel futtern müssen. Die Vögel kommen nackt zur Welt und bilden rasch die ersten, schmutzig-weißen Daunen aus. Nach etwa zwei Wochen sind die schwarzen Schwungfedern erkennbar. Das zweite Daunenkleid erscheint ab dem 22. Tag, das Deckgefieder ab dem 40. Tag. Vom 20. Tag an können sie ohne Bodenkontakt hocken, fünf Tage später auch ausdauernd stehen. Die Nestlingszeit beträgt acht Wochen, mit neun Wochen werden junge Störche flügge, geschlechtsreif sind sie im Alter ab drei Jahren.
Insekten sind Hauptnahrung
Noch ist nicht ganz klar, ob im Spätsommer alle Malchower Jungstörche die Reise in den Süden antreten werden. „Ein entscheidender Punkt ist das Nahrungsangebot in der Umgebung“, sagt Sylvie Wesnigk-Michler. Nicht Frösche, wie es ihnen nachgesagt wird, bevorzugen die Stelzvögel. Hauptsächlich ernähren sie sich von Insekten – Larven, Käfern, Heuschrecken und Würmern. Mäuse, Amphibien und Fisch speisen sie nur gelegentlich. Das Insektensterben nimmt Meister Adebar daher eine wichtige Futterquelle. Aber auch Freileitungsmasten stellen eine Gefahr für die Tiere dar. Die Leitungen in Malchow sind zu ihrem Schutz extra mit Sichtmarkierungen versehen worden, was sich bereits als wirksam erwiesen hat.
Autor:Berit Müller aus Lichtenberg |
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