Sehnsucht nach Training und nach Namibia
Lothar Nest hat vor 15 Jahren sein Traumstudio gefunden – und kann es zurzeit nicht nutzen

Lothar Nest duscht jeden Morgen und Abend eiskalt und lässt immer noch gerne die Muskeln spielen. | Foto: Schilp
  • Lothar Nest duscht jeden Morgen und Abend eiskalt und lässt immer noch gerne die Muskeln spielen.
  • Foto: Schilp
  • hochgeladen von Susanne Schilp

Lothar Nest wird langsam ungeduldig. Vor allem fehlt der Judo-Legende das Training mit den Kindern in seiner Sportschule in Alt-Mariendorf 21. Denn der Meister steht mit weit über 70 Jahren noch immer gerne auf der Matte.

Es tut ihm leid um die Kinder, aber er macht sich auch Sorgen, weil er laufend Kündigungen von Mitgliedschaften entgegennehmen muss. Mit der staatlichen Unterstützung laufe es so lala, sagt er. Deshalb verkaufe er nach dem Motto „Bares für Rares“ allerlei Dinge, vor allem aus dem Hausstand seiner Eltern.

Einzigartiges Museum

Dass er momentan keine Gäste durch sein einzigartiges Judo-Museum führen kann, schmerzt ihn ebenfalls. Hier hat er weit über rund 15 000 Exponate ausgestellt: Ungezählte Zeitungsartikel hängen neben Medaillen, Fotos neben einem Samuraischwert. Grüße von Chuck Norris, Sylvester Stallone und vielen anderen Promis sind zu bestaunen. Und sogar die Fackel der Olympischen Spiele 1988 in Seoul nennt er sein Eigen. Viele Sportler haben ihm ihre Trophäen, Urkunden und Auszeichnungen überlassen. Darunter auch Wladimir Putin. „Aber mit seiner Politik bin ich überhaupt nicht einverstanden“, kommentiert Nest.

Er kennt in seinem Sport alles, was Rang und Namen hat. Und fast jeder kennt ihn, spätestens seitdem er 2018 den 10. Dan verliehen bekam, die höchste Auszeichnung im Judo für außergewöhnliche Leistungen. In seiner aktiven Zeit bis 1986 hat Lothar Nest genau 681 Kämpfe in 70 Ländern in fünf Kampfsportarten bestritten – und die allermeisten gewonnen. Mit dem größten Stolz blickt er allerdings auf eine der seltenen Niederlagen zurück. 1970 trat er in der Deutschlandhalle gegen Takehide Nakatani an, dem ersten Judo-Olympiasieger (Tokio, 1964). Nest verlor knapp mit 1:2.

Erste Judoschule 1973 gegründet

Obwohl in Kreuzberg aufgewachsen, gehört Lothar Nest in Mariendorf längst zu den Urgesteinen. Hier gründete er am 3. November 1973 seine erste Judoschule, an der Reulestraße. Wenige Jahre später zog an die Eisenacher Straße in das Gebäude der bekannten Viktoria-Lichtspiele. Danach ging es ins ehemalige Möbelhaus Polte am Mariendorfer Damm 72. Es folgte ein weiterer Ortswechsel, bis er schließlich 2006 in seinem heutigen Domizil landete. „Das war von Anfang an meine Traum-Immobilie, ich habe 33 Jahre lang gewartet“, erzählt Nest. Er habe nämlich früher neben dem Flachbau mit den vielen Nebenräumen gewohnt und immer schon ein Auge darauf geworfen. Seine Begeisterung überzeugte auch den Vermieter, der ihm trotz einiger Mitbewerber die Räume schnell überließ.

Nun hofft er, dass es demnächst wieder losgehen kann. Und noch aus einem anderen Grund fiebert er dem Ende des Lockdowns entgegen. Seit vielen Jahren hat er in Nord-Nambia eine Wildschutzfarm, die er „Zur Weißen Giraffe“ genannt hat. Auch Haustiere beherbergt er dort. „Hühner, Enten, Katzen, Hunde – alle fressen aus demselben Napf“, schwärmt er.

Nun seien jedoch Wilderer auf dem Gelände zugange gewesen, sein Farmverwalter rate überdies zum Verkauf. Das aber möchte Lothar Nest auf keinen Fall: „Ich muss bald rüber, um alles zu klären.“ In dem afrikanischen Land kennt man den Mann aus Berlin übrigens nicht nur als Farmer. „Ich habe auch dort Kinder unterrichtet und Judo verbreitet“, sagt er.

Weitere Informationen gibt es unter www.lothar-nest.de.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

29 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 792× gelesen
WirtschaftAnzeige
JRB DER HEIMWERKER hat alles, was Ihr Weihnachtsfest schöner macht. | Foto: JRB DER HEIMWERKER

JRB DER HEIMWERKER
Alles für Advent und Weihnachten

JRB DER HEIMWERKER hat ein stimmungsvolles und umfangreiches Angebot im Weihnachtsmarkt für Sie, liebe Kunden, zusammengestellt. Im EG. und 1. OG, das Sie bequem mit Rolltreppe oder Aufzug erreichen können, erwartet Sie eine große Auswahl an Weihnachtsdekoration. Christbaumkugeln und Spitzen in vielen Farben und Formen sowie viele Deko-Artikel, Figuren sind in großer Auswahl vorhanden. Das wichtigste ist ein guter Weihnachtsbaumständer und natürlich die Beleuchtung. Wir führen Lichterketten,...

  • Köpenick
  • 27.11.24
  • 795× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 488× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 969× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.877× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.