Eine Heimstatt an der Schleusinger Straße
Das evangelische Gemeindezentrum wurde vor 30 Jahren eingeweiht

Der Gemeindesaal fasst rund 300 Personen und bildet den Mittelpunkt des Gemeindezentrums der Evangelischen Kirchengemeinde Marzahn-Nord an der Schleusinger Straße 12.  | Foto: hari
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  • Der Gemeindesaal fasst rund 300 Personen und bildet den Mittelpunkt des Gemeindezentrums der Evangelischen Kirchengemeinde Marzahn-Nord an der Schleusinger Straße 12.
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Das Gemeindezentrum der Evangelischen Kirchengemeinde Marzahn-Nord ist ein vergleichsweise kleines, unscheinbares Gebäude in Zeltform inmitten von Mehrgeschossern. Es wurde im März vor 30 Jahren an der Schleusinger Straße eingeweiht.

Heute lässt sich kaum noch nachvollziehen, welche Kraft und Anstrengung es der Evangelischen Kirche in der DDR gekostet hat, das Gemeindezentrum zu bauen. Der Wohnungsbau in der Großsiedlung hatte ohnehin Vorrang. Aber schon zwei Jahre zuvor, 1987, hatte die Katholische Kirche ihren ersten Neubau am Neufahrwasserweg bekommen. Dann waren auch die evangelischen Christen in Marzahn dran und im März 1989 wurde ihr neues Gemeindezentrum eröffnet.

Unter den etwas mehr als 100 000 Neubürgern waren nur rund vier Prozent evangelische Christen. Ihnen bot sich zunächst die Evangelische Kirche in Alt-Marzahn als ein Anlaufpunkt an. 1983 kam eine Vierraum-Wohnung an der Ludwig-Renn-Straße als vorläufiger Treffpunkt hinzu. „Ich musste damals lange suchen, bis ich eine Kirche fand, um meinen Sohn taufen zu lassen“, erinnert sich Marion Köhler. Sie ist 1981 aus dem Prenzlauer Berg nach Marzahn gezogen, arbeitete zunächst ehrenamtlich in der Kirchengemeinde mit. Seit 2011 ist sie Küsterin. Anfang April geht sie in den Ruhestand.

Die Eröffnung des Gemeindezentrums an der Schleusinger Straße 12 erleichterte die Seelsorge und auch Gottesdienste konnten in dem neuen Versammlungsraum ausgerichtet werden. Als Mangel wurde jedoch von vielen empfunden, dass ein Kirchturm fehlte. „Wir haben oft erlebt, dass ein Brautpaar die Hochzeit bei uns ablehnte. Eine Trauung ohne Glockenläuten, das ging nicht“, erläutert Köhler. Sie initiierteden Anbau eines Kirchturms mit Glocke, der durch Spenden der Gemeindemitglieder möglich wurde und im November 2012 eingeweiht wurde.

Der Zuzug von Spätaussiedlern aus der ehemaligen Sowjetunion in den 1990er-Jahren war ein Einschnitt im Gemeindeleben. Spätaussiedler bilden seither den Großteil der Gemeindemitglieder. Bis heute unterstützt die Gemeinde die Integration der Neuankömmlinge mit Deutschstunden. Neben Gottesdiensten und Gesprächskreisen spielen Angebote für Kinder und Jugendliche sowie kulturelle Veranstaltungen eine große Rolle.

Die langjährige Pfarrerin Katharina Dang wurde Ende 2018 in den Ruhestand verabschiedet. Die Zahl der Gemeindemitglieder ist mit rund 4000 während der zurückliegenden Jahrzehnte stabil geblieben. Aber die Gemeinde altert. Ein großer Teil der Gemeindemitglieder ist im Rentenalter. Zudem liegt das Gemeindezentrum in einem sozialen Problemgebiet. „Den Mühseligen und Beladenen wollen wir helfen“, sagt Pfarrerin Swetlana Bossauer (44). Die gebürtige Kasachin kam 1995 nach Deutschland. Sie will sich stärker der Jugend zuwenden. „Wir müssen dahin gehen, wo sich Kinder und Jugendliche aufhalten, etwa auf die Spielplätze.“

Autor:

Harald Ritter aus Marzahn

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