Bauhaus-Möbel sind bis heute modern

Der Stahlrohr-Schreibtisch S 285 von Marcel Breuer verbindet Kunst und Technik. Das Gestell bildet eine Linie, in der die Schubladenelemente schweben. | Foto: Thonet
  • Der Stahlrohr-Schreibtisch S 285 von Marcel Breuer verbindet Kunst und Technik. Das Gestell bildet eine Linie, in der die Schubladenelemente schweben.
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Kaum eine Designepoche bestimmt bis heute so sehr die Einrichtung in Deutschland wie das Bauhaus. Entwürfe aus dessen Zeit sind wahre Klassiker. Bauhaus, das sind gerade Linien, kubische Häuser und Schwarz-Weiß-Kontraste.

Oder die mit Kuhfell bespannte Liege "LC 4" von Le Corbusier, Pierre Jeanneret und Charlotte Perriand, Stahlrohrstühle sowie die Tischleuchte mit Glasschirm und -fuß von Karl J. Jucker und Wilhelm Wagenfeld.

Bauhaus-Möbel sind bis heute modern. Dabei war die Zeitspanne 1919 bis 1933, in der das Staatliche Bauhaus existierte, eher kurz. Aber verglichen mit dem, was davor und danach in deutschen Wohnzimmern stand, waren die Entwürfe radikal und bahnbrechend. Es ging nicht nur um die Form an sich, es ging um Ambitionen von schon politischem Ausmaß: "Am Bauhaus war mehr als sonst der Geist zu spüren, mit dem Design einen neuen Menschen, eine neue Gesellschaft formen zu wollen", erklärt Professor Philipp Oswalt von der Stiftung Bauhaus Dessau.

Walter Gropius gründete 1919 das Staatliche Bauhaus. Hier sollten verschiedene Disziplinen wie Bildhauerei, Malerei, Kunstgewerbe und Handwerk vereint werden. "Das Unterrichtskonzept, das die künstlerisch-ästhetische mit einer handwerklich-technischen Ausbildung verband, war im Vergleich zur Ausbildung an Kunstakademien der damaligen Zeit revolutionär", sagt Annemarie Jaeggi, Direktorin des Bauhaus Archiv Berlin. Auf den eher handwerklichen Charakter in der Anfangszeit folgten unter László Moholy-Nagy ab 1923 die ersten industrietauglichen Ideen. Der Maler und Fotograf empfahl seinen Studenten, auf Materialien wie Holz oder Silber zu verzichten. Er setzte auf Stahlrohr und Industrieglas.

Nach dem Umzug der Schule nach Dessau 1925 wurde eine Architekturabteilung eingerichtet, mit Marcel Breuer als Leiter der Möbelwerkstatt. Dort entstanden dessen erste Stahlrohrstühle wie der berühmte "Wassily-Stuhl". Zahlreiche Möbel aus der Dessauer Zeit gingen in die industrielle Fertigung - denn die Idee war ja, preiswerte Massenprodukte zu schaffen.

Dieses Konzept weitete Hannes Meyer, ab 1928 neuer Direktor, noch aus. Später wurde die Kunst immer weiter zurückgedrängt und ab 1930 der Schwerpunkt ganz auf die Architektur verlagert. Es folgte der Umzug nach Berlin 1932, bevor die Schule 1933 aufgelöst wurde. Viele Bauhäusler emigrierten ins Ausland. Walter Gropius, Josef Albers und Ludwig Mies van der Rohe lehrten an amerikanischen Universitäten, László Moholy-Nagy gründete 1937 das "New Bauhaus" in Chicago. Die einfachen, geometrischen Formen und der Verzicht auf dekorative Ornamente wurden hier zum "Internationalen Stil". Bis in unsere Zeit ist der Einfluss des Bauhauses groß: "Designer stehen heute wie damals vor der Aufgabe, Ästhetik und Technik bei Produktentwicklungen zu verschmelzen", erklärt Annemarie Jaeggi. Sie wählen Form und Material so, dass sie von Nutzen für den Verbraucher sind.

Firmen wie Cassina, Tecnolumen, Knoll International und Thonet geben Reeditionen heraus. Denn die Modelle sind nach wie vor gefragt: "Die Bauhaus-Klassiker zeichnen sich durch zeitloses Design, hohe Funktionalität, Qualität und Langlebigkeit aus", sagt Vivie Thonet vom gleichnamigen Unternehmen.

dpa-Magazin / mag
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Ratgeber-Redaktion aus Mitte

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