Schmächtigen Kindern kein Essen aufdrängen
Die Sorgen sind aber in der Regel unbegründet, solange die Kinder nicht häufiger krank sind und keine Veränderungen in ihrem Verhalten zeigen. Hegen Eltern Zweifel, ob die Schlankheit ihres Kindes eventuell über das normale Maß hinausgeht, gehen sie am besten zu einem Kinder- und Jugendarzt.
Idealerweise hat er bereits die Vorsorgeuntersuchungen gemacht und kennt das Kind über lange Zeit, sagt Frank Jochum, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Evangelischen Waldkrankenhaus Spandau in Berlin.
"Die Frage untergewichtig oder nicht, lässt sich durch bloßes Anschauen des Kindes nicht klären» erläutert der auf Ernährungsmedizin spezialisierte Arzt. Erst das Verhältnis von Körpergröße und Gewicht - der Body Mass Index (BMI) - und der Abgleich der Daten mit den für Kinder dieser Altersgruppe normalen Werten macht deutlich, ob das Kind Untergewicht hat.
Isst ein Kind weniger als andere, deutet das nicht unbedingt auf eine problematische Entwicklung hin. Denn auch beim Essverhalten spielen anlagebedingte Faktoren mit. "Allein der Grundumsatz, der tägliche Energiebedarf im Ruhezustand, kann abhängig vom individuellen Stoffwechsel bei zwei gesunden Kindern, die in Größe und Gewicht identisch sind, um bis zu 300 Kilokalorien variieren", erläutert die Ökotrophologin Sylvia Becker-Pröbstel. Weitere Faktoren wie das Temperament des Kindes, das Umfeld, das Maß an Bewegung sowie das Essverhalten in der Familie beeinflussen das Gewicht.
Eltern schätzen die Situation mitunter falsch ein. "Vor allem bei kleineren Kindern, die aus Sicht der Eltern vermeintlich zu wenig essen oder zu dünn sind, stellt sich bei den Untersuchungen dann doch oft heraus, dass alles normal ist", erklärt Thomas Kauth. Er ist Mitglied des Präsidiums des Bundesverbands Deutscher Ernährungsmediziner (BDEM) sowie niedergelassener Kinder- und Jugendarzt.
Nach den Erfahrungen des Mediziners machen Eltern häufig Druck und versuchen dünnen Kindern Essen aufzudrängen, selbst beim Fernsehen oder Spielen. "Normalerweise wird die Nahrungsaufnahme über Hunger reguliert. Diese normale Regulation wird damit ausgehebelt", warnt Kauth.
Die Essensmenge und die Zahl der Mahlzeiten müssen nicht erhöht werden. Eltern könnten stattdessen kalorienärmere Nahrungsmittel durch kalorienreichere ersetzen und zum Beispiel statt fettarmem Joghurt einen Sahnejoghurt anbieten.
Autor:Ratgeber-Redaktion aus Mitte |
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