Studiengänge vermitteln Senioren Fachwissen
Seit vier Jahren studiert die fast 70-Jährige an der Leibniz-Universität Kulturwissenschaften: im Hauptfach Politik, mit dem Schwerpunkt europäische Gesundheitspolitik, und im Nebenfach Geschichte. Das Studium hat einen entscheidenden Vorteil: "Das Fachwissen brauche ich für meine Arbeit im Seniorenbeirat." Über das Studium baut sie wertvolle Kontakte zu anderen Älteren auf, findet heraus, was ihnen wichtig ist. Darüber hinaus vermittele das Zertifikatsstudium auch soziale Kompetenzen: "Man lernt, sich mit verschiedenen Menschen auseinanderzusetzen."
Stadtmüller ist eine von 55 000 Seniorenstudenten in ganz Deutschland. Das Zertifikatsstudium ist für Menschen ab 50 Jahren nur eine Möglichkeit, ohne Abitur an die Universität zu gehen. Elf Universitäten in ganz Deutschland bieten zurzeit diese Art Seniorenstudium an, Tendenz steigend. "Es ist ein Mittelding aus Gasthörer- und Vollzeitstudium", erklärt Jochen Schneider vom Akademischen Verein der Senioren Deutschlands (AVDS).
Während Senioren in einem Gasthörerstudium jedes Semester neu beginnen, bauen die Veranstaltungen des Zertifikatsstudiums aufeinander auf. Studenten müssen Prüfungen schreiben oder Vorträge halten. Um das Zertifikat zu erhalten, schreiben Senioren eine abgespeckte Bachelorarbeit. Der Aufbau und die Kosten für das Studium sind von Uni zu Uni verschieden. Das Zertifikatsstudium von Monika Stadtmüller dauert mindestens fünf Semester. Pro Semester zahlt sie 120 Euro Studiengebühren.
Auch das Berliner Ausbildungsmodell für nachberufliche Aktivitäten (BANA) an der Technischen Universität Berlin bietet Menschen ab 45 Jahren die Möglichkeit, sich ohne Abitur Fachwissen an der Universität anzueignen. "Es geht dabei um die generelle Förderung von bürgerschaftlichem Engagement", erklärt Elke Beyer, Leiterin des Seniorenstudiengangs, die Ziele des BANA.
Mit dem BANA-Zertifikat in der Tasche, engagieren sich die Senioren oft in Bürgerforen oder in lokalen Projekten. Ein Projekt befasst sich beispielsweise mit der Wasserqualität der Spree. Andere Senioren wollen das Fahrradfahren in der Stadt verbessern.
Aber nicht für jedes Ehrenamt ist Fachwissen oder gar ein Seniorenstudium nötig. Und für die meisten Senioren ist die Vorbereitung auf ein Ehrenamt auch kein Argument, um zu studieren. Stadtmüller schätzt, dass nur zehn Prozent ihrer Kommilitonen mit Blick auf ein Ehrenamt die Vorlesungen besucht. Für ein Seniorenstudium gibt es andere Gründe: Oft hätten viele Senioren früher keine Chance gehabt, zu studieren - "Das wollen die meisten jetzt nachholen." Es gibt aber einige, die einfach nur dabei sein und Leute treffen wollen.
Autor:Ratgeber-Redaktion aus Mitte |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.