Angebot besteht seit 2009: Es gab bereits 10 000 Anrufe
"Diese Zahl zeigt, dass die Entscheidung, dieses Seelsorge-Telefon aufzubauen, richtig war", resümiert Imran Sagir. Er ist Geschäftsführer des deutschlandweit einzigartigen Projektes.
Als der Anschluss des Muslimischen Seelsorge-Telefons 2009 in einem Hinterhof in Prenzlauer Berg freigeschaltet wurde, fragten sich die Initiatoren: "Wird das Projekt überhaupt funktionieren?" Muslime sind in Deutschland gut miteinander vernetzt. Sie klären Probleme meist untereinander. Es war ungewiss, ob sie solch eine anonyme Beratung überhaupt annehmen würden.
Hinzu kommt, dass die Beratung auf Deutsch stattfindet. Das könnte zu einer sprachlichen Hemmschwelle werden. Alle Befürchtungen lösten sich in der Praxis in Luft auf. Eine weitere positive Entwicklung: Nicht nur Muslime nutzen das Seelsorge-Telefon. "Bei uns rufen auch Menschen christlichen Glaubens und Atheisten an, die muslimische Partner haben. Andere haben muslimische Freunde oder Kollegen und möchten gern wissen, wie sie dieses oder jenes Verhalten zu interpretieren haben", berichtet Imran Sagir.
Dass die muslimische Seelsorge ans Netz gehen konnte, ist mehreren Partnern zu verdanken. Der heutige Träger der Einrichtung, die Hilfsorganisation Islamic Relief, eröffnete seinerzeit ein Büro in Berlin. Sie überlegte, was sie in der Stadt für ein Hilfsprojekt anschieben könnte.
Nach Gesprächen mit der Kirchlichen Telefonseelsorge entstand die Idee, ein muslimisches Seelsorge-Telefon einzurichten. In Berlin leben schließlich sehr viele Menschen muslimischer Abstammung. Unterstützt von der Kirchlichen Telefonseelsorge wurden die ersten Mitarbeiter ausgebildet. Nach einem Jahr Vorbereitung konnte das Telefon mit der Nummer 443 50 98 21 im Herbst 2009 freigeschaltet werden. Heute ist diese spezielle Seelsorge täglich von 9 bis 24 Uhr zu erreichen.
"Das Prinzip bei uns ist, dass wir qualifiziert, aber stets anonym beraten", erklärt Sagir "Weder der Anrufer noch der Berater nennen ihren Namen. Zur Anonymität gehört auch, dass unsere Adresse zum Schutz unserer Berater geheim bleibt." Die Probleme, mit denen sich die Anrufer an die Seelsorge wenden, sind in der Regel zwischenmenschlicher Natur.
Bei allen Fällen versuchen die derzeit 73 ehrenamtlichen Berater stets den richtigen Ton zu finden und einen Lösungsweg aufzuzeigen. "Unser Ziel ist es, irgendwann eine Beratung rund um die Uhr anzubieten", sagt der Geschäftsführer. "Dazu brauchen wir aber mindestens 80 aktive Berater."
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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