"Akt der Zivilcourage"
„Sie waren Nachbarn“ fordert Edeka auf, Rechtsaußen-Magazin aus Sortiment zu nehmen

Breitgefächertes Zeitschriftenangebot. | Foto: KEN
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Das Auslegen einer Zeitschrift hat für Empörung gesorgt. Mitglieder des Vereins „Sie waren Nachbarn“, der an die aus Moabit deportierten Juden erinnert, haben festgestellt, dass die Edeka-Filiale im Geschäftshaus Moa-Bogen an der Stephanstraße das Magazin „Compact“ im Zeitschriftensortiment hat.

Der Verein hat einen Beschwerdebrief an Edeka geschickt. „Darin fordern wir die Geschäftsleitung auf, die rechtsextremistische Zeitschrift ‚Compact‘ aus dem Angebot zu entfernen“, so Vertreter von „Sie waren Nachbarn“. Das Heft verbreite rassistische Inhalte und sei politisch als rechtsextremistisch einzustufen. Es hetze regelmäßig gegen Migranten und verharmlose die NS-Zeit, heißt es in dem Brief weiter.

Das Magazin „Compact“ ist im Milieu der neuen Rechten anzusiedeln. Es ist Sprachrohr der rechtspopulistischen AfD und der islamfeindlichen Pegida-Bewegung. Im März dieses Jahres hat der Bundesverfassungsschutz „Compact“ auf seine Liste der Verdachtsfälle gesetzt.

Für den Moabiter Verein ist es unverständlich, dass Edeka eine solche Publikation und deren Propaganda in einem Stadtteil anbietet, in dem Menschen aus vielen Ländern und Kulturen leben, arbeiten und in dem Supermarkt im Moa-Bogen auch einkauften; dazu noch in unmittelbarer Nähe zum ehemaligen Deportationsbahnhof, dem Güterbahnhof Moabit. Was die Mitglieder von „Sie waren Nachbarn“ aber besonders kritisieren, ist, dass Edeka, trotz mehrfacher Hinweise auf den Charakter des Magazins in den vergangenen Monaten, es nicht aus dem Programm genommen habe, sondern nun sogar an besonders exponierter Stelle anbiete. Die Leitung des Lebensmittelmarktes wird aufgefordert, „Compact“ einschließlich Sonderausgaben „kurzfristig und dauerhaft aus dem Angebot zu nehmen“. „Dies verstehen wir als einen Akt der Zivilcourage. Andere Supermärkte haben die Zeitschrift schon aus dem Sortiment genommen beziehungsweise haben dies angekündigt“, heißt es am Schluss des Beschwerdebriefes.

Die Edeka-Regionalgesellschaft Minden-Hannover, zu deren Geschäftsgebiet die Berliner Edeka-Filialen gehören, hat auf Anfrage mitgeteilt, das Unternehmen habe nach dem deutschen Presserecht keinen Einfluss auf die in seinen Märkten verkauften Publikationen. „Wenn ein Titel erscheinen darf und per Zuteilung durch den Presse-Grosso geliefert wird, sind wir verpflichtet, ihn anzubieten, da sein Inhalt im Sinne der Pressefreiheit als rechtlich unangreifbar eingestuft wurde“, so eine Edeka-Mitarbeiterin aus Minden. Der Presse-Grosso – der Bundesverband Deutscher Buch-, Zeitungs- und Zeitschriften-Grossisten – stelle so sicher, „dass ein breitgefächertes Meinungsbild ohne individuelle Selektierung des Handels stattfinden könne. „Wenn innerhalb von drei Wochen kein Abverkauf eines Mediums stattfindet, kann dieses aus der Zuteilung entfernt werden“, so Edeka.

Aus Minden ist zu hören, dass die Anfrage der Berliner Woche zum Anlass genommen worden sei, den Presse-Grosso-Bundesverband um eine erneute Prüfung und Einschätzung von „Compact“ zu bitten.‚

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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