Erinnerung an Opfer der Nationalsozialisten

Vor dem Wohnhaus in der Karl-Marx-Straße verlegte Gunter Demnig Stolpersteine für Regina und Siegbert Hirschberg, Jenny Dublin und Gertrud Rosenblatt. | Foto: KT
  • Vor dem Wohnhaus in der Karl-Marx-Straße verlegte Gunter Demnig Stolpersteine für Regina und Siegbert Hirschberg, Jenny Dublin und Gertrud Rosenblatt.
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Neukölln. Seit Donnerstag, 29. November, gibt es 18 neue Stolpersteine vor Wohnhäusern im Bezirk. Diese kleinen Messingplatten in den Gehwegen sollen an jüdische Bewohner des Hauses erinnern, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, vertrieben und ermordet wurden.

Die Gedenksteine wurden vom Kölner Künstler Gunter Demnig gestaltet. Er hatte fast genau vor 20 Jahren am 16. Dezember 1992 seinen ersten Stolperstein vor dem Alten Rathaus in Köln verlegt. Inzwischen erinnern über 22 000 Stolpersteine in vielen Städten Deutschlands an von den deutschen Faschisten umgebrachten Juden, "Zigeuner", Zeugen Jehovas, Homosexuelle, "Euthanasie"-Opfer und Widerstandskämpfer.Allein in Berlin gibt es über 2600 Stolpersteine. Bisher gab es in Neukölln 118 dieser Stolpersteine, nun sind es 136. Die Stolpersteine wurden durch Spenden Neuköllner Bürger oder Initiativen ermöglicht.

Für die Stolpersteine in der Oderstraße 52 hatte sich eine Arbeitsgemeinschaft von Schülern der sechsten Klasse der Wetzlar-Schule engagiert. Die Schüler befassten sich mit den Hintergründen der NS-Diktatur und interessierten sich besonders die rassisch verfolgten Kinder. Auf ihrem Schulfest sammelten sie Geld für den Stolperstein für Max Met, einem Neuköllner Jungen, der zusammen mit seiner Mutter Martha im Januar 1943 nach Auschwitz deportiert wurde. Er wohnte in der Oderstraße 52. Seine Großmutter Selma Lewin wurde bereits im August 1942 nach Theresienstadt abtransportiert.

In Neubritz wurden zwei Steine über den Verein proNeubritz ermöglicht. Vor der Bruno-Bauer-Straße 17A wurde an den Verleger und Buchhändler Paul Fürst gedacht, der wegen "politischer Unzuverlässigkeit" im Konzentrationslager Sachsenhausen umgebracht wurde. Vor der Jahnstraße 12 erinnert jetzt ein Stolperstein an Karl Tybussek, der wegen "Feindbegünstigung" und "Brandstiftung" in Brandenburg-Görden ermordet wurde.

In der Parchimer Allee 75 in Britz erinnert ein Gedenkstein an Gertrud Seele. Sie entstammte einer sozialdemokratischen Familie und war Mitglied der Falken. Nach 1933 war sie im Widerstand gegen den Nationalsozialismus aktiv. Die Gestapo verhaftete die junge Mutter 1944 nach einer Denunziation. Wegen "Wehrkraftzersetzung und Feindbegünstigung" wurde sie am 12. Januar 1945 in Plötzensee hingerichtet.

Weitere Stolpersteine wurden verlegt auf dem Wildenbruchplatz 10 für Vera E. Birkenfeld, in der Anzengruberstraße 10 für Johanna, Salo, Kurt, Ida und Eveline Jacobowitz. In der Richardstraße 86 erinnert jetzt ein Stolperstein an Karoline und Josef Basch.

Einen Stolperstein kann jeder stiften. 120 Euro ermöglichen die Herstellung und Verlegung eines Stolpersteines. Der Fachbereich Kultur, das Museum Neukölln und das Kulturnetzwerk Neukölln unterstützen das politische Kunstprojekt "Stolpersteine".

Weitere Informationen gibt es im Museum Neukölln: 627 27 77 22, Internet: kultur-neukoelln.de/gedenken-stolpersteine-in-neukoelln.php.
Klaus Tessmann / KT
Autor:

Klaus Teßmann aus Prenzlauer Berg

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