Boulevard des Nordens
Ausstellung zur Historie der Breiten Straße

Die Archivgruppe um Jutta (3. von links) und Werner Mach (2. von rechts) gestaltete die neue Ausstellung zur Breiten Straße. | Foto: Bernd Wähner
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Die Breite Straße ist als „Boulevard des Nordens“ bekannt. Die Straße, der Anger sowie viele der Gebäude am Straßenrand atmen Geschichte. Der Freundeskreis der Chronik Pankow widmet dieser zentralen Meile seine neue Jahresausstellung und sein neues Mitteilungsblatt.

Gestaltet wurde die Ausstellung von der Archivgruppe des Vereins um Jutta und Werner Mach. „Beim Aufräumen unseres Archivs fiel uns Material einer Ausstellung in die Hände, die 2007 zur Breiten Straße gezeigt wurde“, erklärt Jutta Mach. „Wir dachten, dass man mit diesem Material vielleicht noch mal eine Ausstellung zeigen könnte. Immerhin sind viele Menschen neu nach Pankow gezogen. Die wüssten vielleicht gern mehr über die Geschichte der Breiten Straße. Wir mussten aber feststellen, dass das Material nicht mehr aktuell war. Es hat sich inzwischen so viel verändert und es gab neue Erkenntnisse, sodass wir die Ausstellungstafeln völlig neu gestalten mussten.“

Künstler der Glasfenster
war Max Friedrich Koch

Dazu gehört zum Beispiel auch die Antwort auf die Frage: Wer schuf eigentlich die Entwürfe zu den ursprünglichen farbigen Glasfenstern im Pankower Rathaus? „Das war zur Ausstellung 2007 noch nicht bekannt“, sagt Werner Mach. „2018 meldete sich dann ein Rechtsanwalt bei uns, der etwas über diesen Künstler wusste. Dabei handelt es sich um Max Friedrich Koch. Seine malerischen Entwürfe für die farbigen Glasfenster entstanden 1901/02.“ Zum Ende des Zweiten Weltkrieges wurden diese Fenster zerstört. Nachdem am 2. Januar 1950 das Rathaus wieder Sitz des Bezirksamtes wurde, entschloss man sich, die Fensterfront des Ratssaales neu zu gestalten. Dafür wurde der in Niederschönhausen lebende Maler Fritz Duda (1904-1991) gewonnen.

Das älteste bauliche Zeugnis einer Besiedlung an der Breiten Straße befindet sich an der Kirche „Zu den vier Evangelisten“. Die von Zisterzienser Mönchen erbaute Feldsteinkapelle, der älteste Teil dieser Kirche, entstand etwa 1230 auf dem Dorfanger. Dem ehemaligen Dorfanger entspricht die heutige Breite Straße in ihrer ganzen Länge. An der breiten Dorfstraße lagen die kleinen Bauern -und Kossätenhöfe. Auf der Südseite des Angers, etwa in Höhe der Feldsteinkapelle (an der heutigen Breiten Straße 39-41) befand sich der Lehnschulzenhof, später der Pankower Gutshof. Nahe dem westlichen Ende des Angers lag bis 1870 der Dorfteich. Etwa in dieser Höhe befindet sich heute die Straßenbahn -und Bushaltestelle vor dem Rathaus-Center.

Beliebt bei Sonntagsfrischlern

Bis ins 19. Jahrhundert hinein war die räumliche Ausdehnung des Dorfes Pankow auf die Gehöfte um den Anger, also auf die heutige Breite Straße, beschränkt. Die schöne Umgebung des Dörfchens unweit von Berlin, das nahe gelegene Schloss Schönhausen – Sommersitz der Königin Elisabeth Christine – und die gute Luft in Pankow zog finanzkräftige Berliner an. So entstanden neue Häuser um den Anger. Bereits in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurden Bauernhöfe von Berliner Bürgern erworben, die dort ihre Sommersitze errichteten. Ihre Sommerhäuser umgaben sie mit großen, sehenswerten Gärten, die dem Ort noch mehr Anziehungskraft verliehen. So wurde Pankow zu einem Ziel Berliner Sonntagsausflügler. Ihr Ziel war vor allem die Dorfstraße (ab 1871 Breite Straße) mit ihren vielen Ausflugslokalen.

Zwischen 1971 und 1991 trug die Straße den Namen des Dichters Johannes R. Becher. Heute erinnert kaum noch etwas an das ländliche Leben an der Breiten Straße, denn aus alter Zeit stehen nur noch wenige Gebäude. Über die Geschichte, den Wandel und das heutige Geschehen auf der Breiten Straße informiert nun diese neue Ausstellung.

Mitteilungsblatt mit vielen Geschichten

Gestaltet wurde sie in unzähligen Stunden ehrenamtlicher Fleißarbeit von der Archivgruppe unter der Leitung von Jutta und Werner Mach von den Vereinsmitgliedern Iris Herklotz, Karolin und Jochen Huber, Frank Schröder, Jörg Schulz, Friedhelm Wöllner und Harald Bröer. Sie alle wirkten auch am neuen Mitteilungsblatt „Die Breite Straße in Berlin-Pankow – wie sie war und wie sie ist.“ mit. Auf den 84 Seiten wird ein Bogen von Erinnerungen an die Entstehung der Pankower Dorfkirche bis zu einem Beitrag über den letzten Berliner Lichtmast im Jugendstil auf der Kreuzung Breite Straße/Berliner Straße gespannt. Die von Werner Mach handgezeichnete Karte in der Mitte des Heftes hilft so manchem auch bei der Orientierung.

Die Ausstellung „Die Breite Straße in Berlin-Pankow – wie sie war und wie sie ist.“ im Brosehaus, Dietzgenstraße 42, ist Mittwoch und Sonntag von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Dort ist auch das gleichnamige Heft für sechs Euro erhältlich. Infos auf freundeskreisderchronikpankow.wordpress.com sowie unter der Telefonnummer 030/47 47 16 49.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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