„Ruhende Frau“ kehrt zum Schloss zurück
Förderverein spendet für Bronzeplastik

Die Mitglieder des Fördervereins Schloss & Garten Schönhausen, Hartmut Flauss, Martin Federlein, Gabriele Osburg, Jochen von Grumbkow und Harry Grimm, begrüßten die „Ruhende Frau“ bei ihrer Rückkehr vor Schloss Schönhausen. | Foto:  Bernd Wähner
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  • Die Mitglieder des Fördervereins Schloss & Garten Schönhausen, Hartmut Flauss, Martin Federlein, Gabriele Osburg, Jochen von Grumbkow und Harry Grimm, begrüßten die „Ruhende Frau“ bei ihrer Rückkehr vor Schloss Schönhausen.
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Die „Ruhende Frau“ ist nach Schloss Schönhausen zurückgekehrt.

Zwar muss sie erst noch restauriert werden. Aber schon bald wird sie auf dem Sockel unweit der stattlichen Platane neben dem Schloss wieder aufgestellt werden können. Fast 40 Jahre lang, von 1951 bis 1990, hatte die Bronzeplastik ihren Platz im Garten des Schlosses Schönhausen, dem Sitz des ersten und einzigen Präsidenten der DDR, Wilhelm Pieck, und dem späteren Gästehaus der DDR-Regierung. Ursprünglich gehörte sie jedoch in einen anderen Garten. Dieser umgab die Villa des Bankiers Hans Fürstenberg im Berliner Tiergartenviertel.

Hans Fürstenberg erteilte Recherchen zufolge seinem Schwager, dem Schweizer Künstler und Bildhauer Fritz Huf (1888 bis 1970), den Auftrag, diese Skulptur zu schaffen. Im Jahr 1923 fand sie dann ihren Platz im Garten der Fürstenberg‘schen Villa. Weil er nach den Nürnberger Gesetzen als Jude galt, musste die Familie Fürstenberg das nationalsozialistische Deutschland Richtung Frankreich verlassen. Hans Fürstenberg verkaufte seine Villa 1938 an das Reichsfinanzministerium, höchstwahrscheinlich inklusive der Plastik „Ruhende Frau“.

Im Juni 1939 zog dann das Ehepaar Ernst und Marianne von Weizsäcker in die Villa ein, die Eltern des späteren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker. Es ist davon auszugehen, dass Richard von Weizsäcker als Soldat den Heimaturlaub ebenfalls in der Villa verbrachte und somit möglicherweise auch die Plastik der „Ruhenden Frau“ wahrgenommen hatte.

Spur der der Plastik verlor sich
nach dem Krieg

In den folgenden Kriegsjahren 1943 und 1944 zerstören Bomben das Gebäude. Von da an verlor sich die Spur der „Ruhenden Frau“. Erst 1948 wurde sie im Schrottlager der tschechoslowakischen Militärmission im Berliner Osthafen wieder aufgefunden. Der Magis-trat von Berlin übergab sie daraufhin der Nationalgalerie. Im Mai 1951 ist sie dann im seinerzeit abgesperrten Präsidentengarten von Schloss Schönhausen aufgestellt worden. Wind und Wetter verursachten in den darauffolgenden Jahrzehnten Schäden an der Bronzeplastik. Deshalb wurde sie abgebaut und von September 1990 an bis vor wenigen Tagen im Depot der Nationalgalerie eingelagert.

Dass die „Ruhende Frau“ nun in den inneren Schlosspark Schönhausen zurückkehren kann, wurde nur möglich, weil zwei große deutsche und eine französische Stiftung sowie der Förderverein Schloss Schönhausen Hand in Hand zusammengearbeitet haben. Der Förderverein begann 2018 mit ersten Nachforschungen zur „Ruhenden Frau“. Zeitgleich arbeiteten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Zentralarchivs der Staatlichen Museen zu Berlin an ihrem Bestandskatalog „Die Sammlung der Nationalgalerie 1905 bis 1945“. In diesem Zusammenhang recherchierten auch sie intensiv zur Provenienz der „Ruhenden Frau“ und ermittelten die rechtmäßige Erbin in Frankreich.

Im Jahr 2021 restituierte die Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) die Plastik an die als Erbin geltende französische Stiftung Fondation Fürstenberg-Beaumesnil. Damit die „Ruhende Frau“ in den Garten von Schloss Schönhausen zurückkehren kann, stellte der Förderverein Schloss & Garten Schönhausen der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) eine Spende von 20 000 Euro zur Verfügung. Mit dieser konnte sie die „Ruhende Frau“ von der Fondation Fürstenberg-Beaumesnil erwerben und sie vor wenigen Tagen nach Schloss Schönhausen zurückbringen.

Der Förderverein Schloss & Garten Schönhausen, zu dem sich engagierte Pankower Bürger zusammenschlossen, wurde 2009 gegründet. Sein Ziel ist es, das Schloss als Geschichtsort bekannter zu machen und die SPSG bei der Pflege und Ausstattung von Schloss und Garten zu unterstützen. Seit 2014 werden gezielt einzelne Projekte gefördert. Zuletzt konzentrierten sich aber alle Anstrengungen auf die „Ruhende Frau“. Aktuell richtet sich die Arbeit darauf, den Schlossgarten als Denkmal sichtbarer zu machen und die Besucherinnen und Besucher in die Pflege des einzigartigen Gartendenkmals miteinzubeziehen. Näheres ist auf www.foerderverein-schoenhausen.de/ zu erfahren.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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