Anne Eichhorst setzt sich für die Erinnerung an jüdische Mitbürger ein
Von 1939 bis 1943 hatte Else Schierhorn in der Zeppelinstraße 9 gewohnt. An sie soll nun ein Stolperstein erinnern. Die Idee dazu stammt von Anne Eichhorst (40), die am anderen Ende der Zeppelinstraße wohnt. "Die Menschen, die damals von den Nationalsozialisten ermordet wurden, waren die Nachbarn unserer Vorfahren. Die Stolpersteine von Gunter Demnig sind eine gute Idee, sie erinnern am authentischen Ort und regen damit zum Nachdenken über die Vergangenheit an", sagt Anne Eichhorst.
Die Mitarbeiterin der Naturfreunde Deutschlands hatte vor Jahren bereits einen Stolperstein initiiert und bezahlt, in der Nähe ihrer Arbeitsstätte an der Warschauer Straße. Dort wird an Else Nawroth erinnert, die sich im Oktober 1942 unmittelbar vor ihrer Deportation das Leben nahm.
Über Else Schierhorn ist nur wenig bekannt. Sie war 1939 aus Neukölln nach Oberschöneweide gezogen. Ihr Bruder wohnte bereits im gleichen Haus, vermutlich zog sie als Untermieterin ein. "Sie wurde 1943 abgeholt und nach Theresienstadt verschickt. Von dort ging es auf Transport nach Auschwitz, auf dem Weg dorthin verliert sich ihre Spur", erläutert Anne Eichhorst ihre mageren Erkenntnisse.
Gefunden hat sie die Adresse der Jüdin im Buch "Juden in Köpenick" von Gerd Lüdersdorf. Dann hat sie die Ergänzungskarten der sogenannten Judenkartei für Oberschöneweide im Bundesarchiv eingesehen und das Standesamt der Geburtsstadt Essen angeschrieben. Die Familie von Else Schierhorn war kurz nach deren Geburt 1898 nach Berlin gekommen.
Inzwischen ist der Stolperstein für die frühere Bewohnerin der Zeppelinstraße 9 bestellt. Die 120 Euro für Herstellung und Verlegung zahlt Anne Eichhorst aus eigener Tasche. "Das ist mir die Erinnerung an eine Nachbarin wert", sagt sie. Ein Termin für die Stolpersteinverlegung steht noch nicht fest. Der Kalender des Kölner Künstlers Gunter Demnig ist über Wochen im Voraus voll. Wenn es soweit ist, sollen Schüler der nahen Isaac-Newton-Schule für die musikalische Umrahmung sorgen. Kontakte zur Schulleitung hat Anne Eichhorst schon geknüpft. Seit 20 Jahren verlegt Gunter Demnig die Steine mit Messingplatten zur Erinnerung an von Nationalsozialisten verfolgte und ermordete Mitbürger. Bisher sind es in Deutschland und einigen Nachbarstaaten rund 50 000.
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.