Supermärkte und Parkhäuser: Bald 100.000 neue Wohnungen in Berlin?

„Wohnungsnot in Berlin“, „Wohnen in Berlin wird immer teurer“ – solche Schlagzeilen ließen sich zuletzt immer häufiger lesen. In Berlin herrscht mittlerweile echte Wohnungsnot. So hat der neue Wohnungsmarktbericht 2018 der IBB klargestellt, dass der Stadt aktuell ca. 100.000 Wohnungen fehlen. Doch was lässt sich dagegen tun? Welche Lösungen werden diskutiert?

Die Politik appelliert hierbei immer wieder an die Bauwirtschaft, dass diese ihre Kapazitäten erhöhen solle. Die Unternehmen arbeiten anscheinend bereits am Anschlag und haben es 2017 immerhin geschafft, 15.669 neue Wohnungen fertigzustellen. Aufgrund des nach wie vor hohen Bevölkerungswachstums und der eh schon angespannten Lage ist dies jedoch nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.

Selbst wenn die Bauüberhänge 2017 (58.990) alle abgebaut wären, könnte dies die fehlenden Wohnungen in Berlin nicht vollständig kompensieren. Somit sind also auch innovative Lösungen gefragt. Eine davon kommt Pestel Institut Hannover in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Darmstadt: Aufstocken und Umwidmen. Doch was steckt genau dahinter?

Hohes Potenzial ohne die Bebauung freier Flächen

Die Idee der Forscher ist ganz einfach: Nach deren Berechnung ließen sich allein auf Supermärkten zwischen 22.000 und 38.000 neue Wohneinheiten schaffen. Freistehende Supermärkte wiesen häufig eine große Dachfläche auf, auf der in vielen Fällen problemlos Wohnraum entstehen könnte. In diesem Fall wäre es sogar möglich, Mietwohnungen in citynahen Bezirken zu schaffen, die besonders mit steigenden Mieten zu kämpfen haben.

Zusätzlich sei es machbar, durch die Umwidmung von Bürogebäuden noch einmal ca. 2.000 Wohneinheiten zu schaffen, für die keinerlei freie Fläche bebaut werden müsste. Ein weiteres Potenzial von ca. 950 Wohneinheiten böten Parkhäuser, auf deren Dächern entsprechende Projekte realisiert werden könnten.

Würden zudem Mischgebäude (Gewerbe wie Einzelhandel in Kombination mit Wohnraum) weiter deutlich aufgestockt, könnten noch einmal 38.000 bis 46.000 Wohneinheiten entstehen.

Worin liegen die Vorteile dieser Option?

Durch die Nutzung dieser versteckten Wohnraumreserve lässt sich letztlich ein großer Beitrag zur Milderung der Krise auf dem Berliner Wohnungsmarkt leisten. Ein noch wichtigerer Pluspunkt: Es müssen dafür keinerlei Grün- und andere Freiflächen bebaut werden. Die Lebensqualität innerhalb des Stadtgebietes leidet unter diesen Maßnahmen also weniger bis gar nicht.

Darüber hinaus entstehen jedoch noch weitere Vorteile. Der Energieverbrauch von eingeschossig gebauten Supermärkten sinkt durch die Dachbebauung deutlich. Somit könnte diese Art der Wohnraumschaffung am Ende auch noch die klimatechnische Nachhaltigkeit der Stadt verbessern.

Die Kosten solcher Aufbauten wären zudem deutlich niedriger als bei einem kompletten Neubau. So müssten Bauherren keinerlei hohe Grundstückskosten tragen, da das Grundstück bereits bezahlt sei. Auch die Erschließungskosten für den Anschluss an das Wasser- und Stromnetz entfielen. Zu guter Letzt wären die Wohneinheiten in eine bereits funktionierende Infrastruktur eingebettet und böten damit attraktiven Wohnraum zu durchaus erschwinglichen Kosten.

Entlastung des Wohnungsmarkts: Dringend benötigt!

Der Berliner Senat hat diese Ideen auch schon ins Auge gefasst und dabei 330 Standorte mit eingeschossigen Supermärkten ausgemacht. Eine Umsetzung dieser Maßnahmen könnte den Wohnungsmarkt in Berlin deutlich entlasten. Zusammen mit einer generell steigenden Bautätigkeit wäre das ein Hoffnungsschimmer für die Menschen, die in der Hauptstadt leben.

Schließlich hat Berlin einen solchen Hoffnungsschimmer dringend nötig. Die Wohnungsnot spitzt sich immer weiter zu und die Mieten steigen nahezu ungebremst. Im neuen Wohnungsmarktbericht der IBB wird erklärt, dass nur noch 9% der Wohnungen im gesamten Stadtgebiet mit einer mittleren Nettokaltmiete von unter 7,00 Euro/m² angeboten werden. Somit können Bürger mit geringerem Einkommen auch immer schwieriger in die günstigeren Außenbezirke ausweichen, da hier das Wohnen ebenfalls immer teurer ausfällt.

Es bleibt also zu hoffen, dass Berlin die Aufstockung bald angeht, um die Wohnungsnot der Hauptstadt zu lindern!

Autor:

Gerald Maier aus Pankow

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