Vor der Binzstraße 66 liegt der 5001. Berliner Stolperstein
Diese kam am 20. März 1912 zur Welt. "Sie war Halbjüdin, so wie ich es bin", sagt Vera Breitwieser-Dörrier. Sie kannte die Familie Arnfeld sehr gut. "Ich spielte mit den beiden Töchtern. Von Charlotte habe ich heute noch ein Stofftier, einen Bären." Charlotte Arnfeld hätte eigentlich als Halbjüdin die NS-Zeit überleben können. Allerdings war sie, anders als ihre Schwester, die überlebte, auch jüdischen Glaubens. Das stand so in ihrer Geburtsurkunde. Als die Nazis an die Macht kamen, taufte sie der Pankower Pfarrer Jungklaus sogar noch. So wie er damit vielen anderen jüdischen Mitbürgern half, wollte er auch Charlotte Arnfeld retten. Aber in ihrem Fall half das leider nicht. Die junge Frau wurde zur Fabrikarbeit verpflichtet. In der sogenannten Fabrikaktion wurde sie dann mit vielen anderen Menschen jüdischen Glaubens nach Auschwitz verschleppt und 1943 ermordet. Als André Förster, Inhaber des Verlages für Berlin-Brandenburg, in das Haus an der Binzstraße 66 zog, erfuhr er vom Schicksal der Charlotte Arnfeld. Mit Christel Liebram vom Freundeskreis der Chronik Pankow stellte er den Antrag, vor dem Haus einen Stolperstein zur Erinnerung an das Schicksal der jungen Frau zu verlegen. Diesen Stolperstein, den inzwischen 5001. in Berlin, setzte der Künstler Gunter Demnig vor wenigen Tagen in das Gehwegpflaster vor dem Haus. Mit dabei waren Mitglieder des Freundeskreises der Chronik Pankow, Verlagsmitarbeiter sowie Anwohner.
Gunter Demnig verlegt seit 16 Jahren Stolpersteine auf Straßen in ganz Europa, um an die Opfer des Nationalsozialismus zu erinnern. Beantragen kann die Verlegung von Stolpersteinen jeder, der etwas zu den jeweiligen, von den Nazis ermordeten Personen weiß. Finanziert werden die Steine über Patenschaften. Doch mit der Verlegung allein ist es nicht getan. Häufig sind es auch die Antragsteller, die sich dann um die Pflege dieser kleinen Denkzeichen im Straßenland kümmern.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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