Ene mene muh und raus bist du
BVV-Wahlen: Das halbe Bezirksamt steht der CDU Reinickendorf zu

Die CDU hat bei der BVV-Wahl knapp 30 Prozent der abgegeben Stimmen bekommen. Trotzdem wird sie die Hälfte der sechs Mitglieder an der Spitze der Verwaltung des Bezirks stellen. Wie ist das möglich?

Grund dafür sind die Vorgaben für die Berechnung der Sitzverteilung. Sie basieren auf dem Berechnungsprinzip, das der belgische Jurist Victor D'Hont (1841-1901) entwickelt hat. Deshalb wird es auch D'Hont oder Divisionsverfahren genannt. Denn das Resultat ergibt sich über mehrere Teilungsschritte.

In Reinickendorf sieht das, ausweislich des bisher gemeldeten Ergebnisses, so aus: Auf die CDU entfielen bei der BVV-Wahl exakt 37 513 Stimmen. Sie ist damit die stärkste Partei und erhält den ersten Sitz im Bezirksamt. Auf Platz zwei bei der Wahl folgt die SPD. Sie erzielte 30 823 Stimmen und damit den zweiten Sitz im Bezirksamt. Im nächsten Schritt erhält nicht automatisch der Drittplatzierte (B'90/Grüne mit 18 525 Stimmen) einen Sitz. Stattdessen wird das Ergebnis der Partei mit den meisten Stimmen, der CDU, halbiert. Das Ergebnis von 18 756,5 Stimmen liegt über dem Stimmenanteil der Grünen. Somit steht der Union ein weiterer Sitz im Bezirksamt zu. Das nächste der sechs Mandate in der Bezirksregierung erhalten die Grünen, ein weiteres an die SPD. Die Hälfte ihres Gesamtresultats sind 15 411,5.

Den sechsten Bezirksamtsposten und ihren insgesamt dritten sicherte sich die CDU, weil selbst ihre durch drei geteilten Stimmen mit 12 504,33 noch höher lagen, als die 12 291 in Summen der AFD. Sie ist im künftigen Bezirksamt nicht mehr vertreten.

Am D'Hont-Verfahren wurde in der Vergangenheit immer wieder kritisiert, dass es die stärkste Partei begünstigt. Doch in Reinickendorf sind die Abstände zwischen den Parteien extrem hoch. Die CDU hat knapp sechs Prozent mehr als die SPD, die wiederum mehr als neun Prozent mehr Stimmen gewann als die Grünen. Das Abstimmungsverhalten der Wähler hat somit letztlich den Ausschlag über die künftige Verteilung der Sitze im neuen Bezirksamt gegeben.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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