Von Theodor Fontane bis "Schund und Sühne"
Lesefestival an vielen Orten im Rudower Dorfkern

Christian Berkel füllt die Dorfkirche - alle Tickets sind bereits vergeben. | Foto: Gerald von Foris
  • Christian Berkel füllt die Dorfkirche - alle Tickets sind bereits vergeben.
  • Foto: Gerald von Foris
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„Rudow liest“ heißt es am ersten Märzwochenende zum achten Mal. Auf die Besucher warten ein Dutzend literarische Leckerbissen: komisch, ernst, lehrreich oder spannend. Der Eintritt für alle Veranstaltungen ist frei.

Die bedauerliche Nachricht zuerst: Für die Hauptlesung mit Schauspieler Christian Berkel gibt es keine Tickets mehr. Daran ändert auch die Verlegung vom Gemeindesaal in die Dorfkirche nichts. „Hier passen 300 statt 200 Leute rein, aber auch diese Karten waren sofort weg“, berichtet Organisator Heinz Ostermann vom Buchladen „Leporello“.

Für dieses große Interesse sorgt Berkels Debütroman "Der Apfelbaum", der stark autobiographisch ist. Er erzählt vom sechsjährigen Christian, der von seiner Mutter erfährt, dass er nicht ganz jüdisch, aber auch nicht ganz deutsch sei. Dieses Erlebnis führt ihn dazu, seiner außergewöhnlichen Familiengeschichte nachzuspüren.

Auch wenn es für manchen enttäuschend sein mag, dass diese Lesung ausgebucht ist – auch die anderen sind lohnenswert. Die Berliner Woche zeigt, was auf dem Programm steht. Achtung: Wo eine Rufnummer angegeben ist, sind Plätze zu reservieren.

Ermittlungen in Neukölln

Stadträtin Karin Korte (SPD) eröffnet den Lesemarathon am Freitag, 1. März, 18 Uhr, in der Bibliothek am Bildhauerweg 8 (¿66 00 42 45). Danach stellt Karl-Wolfgang Flender sein Buch „Helden der Nacht vor“. Die Hauptrolle spielt Bryan Auster, der seinen Vater in einer heruntergekommenen Neuköllner Detektei vertritt und einen Mord aufklären soll. Eine Geschichte zwischen Film noir und postmodernem Roman nimmt ihren Lauf.

Um die verrückten Reiseabenteuer eines Riesen geht um 20 Uhr im TUI-Center, Alt-Rudow 25 a, (¿663 70 11). In „Die Welt von oben“ berichtet Torsten Johannknecht von seiner Weltreise, die eine ganz normale werden sollte. Aber mit seinen 205 Zentimetern Körperlänge war das nicht so einfach.

Am Sonnabend, 2. März, stehen sieben Lesungen an. Los geht es um 12 Uhr auf dem Wochenmarkt Priesrosser Straße. Unter dem Titel „Der Berliner ist dem Pfannkuchen sein Tod“ präsentiert Thilo Bock neue Satiren und Geschichten mit Lokalkolorit.

Kommissar Harm Hansen hat in „Unkraut. Tatort Neukölln“ einen Mord in einer Laubenpieperkolonie zu klären, gemeinsam mit seiner Kollegin, die allerdings eine völlig andere Arbeitsmethode hat. Autor Sebastian Kretz kommt 13.30 Uhr in die Dorfschule, Alt-Rudow 60 (¿39 50 61 31).

Keine Groschenromane mehr

Anna Basener liest um 14.30 Uhr aus „Schund und Sühne“ und erzählt von einem schwulen Prinzen mit Nachwuchssorgen, einer depressiven Fürstin und einer Prinzessin mit gebrochenem Herzen und Jagdgewehr. Mittendrin eine Groschenromanautorin, die eigentlich aufhören will mit dem Kitsch. Veranstaltungsort ist die Alte Kloster-Apotheke, Alt-Rudow 70 (¿290 27 82 90).

Ernster wird es um 15.30 Uhr, wenn Peggy Mädler in die Dorfschule (¿66 06 83 19), Alt-Rudow 60, einlädt. Ihr Roman „Wohin wir gehen“ handelt von zwei Freundinnen im Böhmen der 40er-Jahre. Nach der Flucht teilen sie die Gefühle von Verlust und Entwurzelung, aber auch die wachsende Verbundenheit mit der neugegründeten DDR. Doch dann entscheidet sich eine für einen Neuanfang in West-Berlin.

„Fünf Tage im Mai“ heißt das neue Buch von Elisabeth Hager, das sie um 16.30 Uhr in Bines Shop, Alt-Rudow 53, vorstellt (¿663 98 04). Beschwingt und warm erzählt sie von Illy und ihrem Urgroßvater Tatka – über einen Zeitraum von achtzehn Jahren.

In Christian Hardinghaus’ „Ferdinand Sauerbruch und die Charité / Die Spionin der Charité“ geht es um den berühmten Chirurgen und seine Kontakte zur Widerstandsgruppe „Donnerstagsclub“ während der Nazizeit. Hardinghaus reichert die Biographie mit einer spannenden fiktionalen Geschichte an. Die Lesung findet um 16.30 Uhr im Ganz Ohr, Krokusstraße 95, statt (¿284 72 64 80).

Das Fremde in jedem

Um 17.30 Uhr ist Zafer Senocak im Gemeindezentrum Prierosser Straße 70. Der beredte Titel seines Buches: „Das Fremde, das in jedem wohnt. Wie Unterschiede unsere Gesellschaft zusammenhalten“. Der Schriftsteller, Publizist und Sohn türkischer Mittelschichteltern setzt der Angst vor dem Fremden eine Auseinandersetzung mit dem Fremden in jedem Menschen entgegen.

Weiter geht es am Sonntag, 3. März. Den Auftakt macht Christian Dittloff um 15 Uhr mit „Das weiße Schloss“ in der Buchhandlung Leporello, Krokusstraße 91. Er erzählt von Ada und Yves. Damit die Karriere nicht leidet, wollen sie ihr Kind von einer Leihmutter austragen und aufziehen lassen. Doch Selbstbild und Beziehung des Paares verändern sich nach und nach.

Kinderspaß mit Tieren

Kinder ab acht Jahren sind um 16 Uhr im Pfarrsaal Alt-Rudow 46 (¿663 98 04) willkommen, wenn es heißt: „Füchse lügen nicht“, eine Parabel über Vorurteile, Mut und Freundschaft. Ulrich Hub nimmt die Mädchen und Jungen mit in einen Flughafen. Dort sitzen Panda, Affe, Gans, Tiger und zwei Schafe fest. Da taucht ein feuerrotes Tier auf, das sich als Fuchs vorstellt und eine rauschende Party schmeißt. Doch wo sind auf einmal die Reisepässe?

Zum Abschluss von „Rudow liest“ wird das Buch „Theodor Fontane gestern und heute – eine Lesung in Bildern“ vorgestellt. Als langjähriger Wanderer auf Fontanes Spuren, begeisterter Leser seiner Werke und Autor vieler Wanderbücher führt Manfred Reschke die Zuhörer in die Aktualität Fontanes. Beginn ist um 17 Uhr im Gemeindezentrum, Prierosser Straße 70.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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