Interview mit Olaf Lezinsky, Eigentümer des Verlagsservice Lezinsky
Das Spandauer Volksblatt vermittelt Heimatgefühl, Wirtschaftskraft und Besonderheiten des Bezirks

Olaf Lezinsky, 58, ist Eigentümer des Verlagsservice Lezinsky und Enkel des Verlegers Erich Lezinsky, der vor 75 Jahren von der britischen Militärregierung die Lizenz für das Spandauer Volksblatt erhielt. Olaf Lezinsky ist unter anderem Alpenvereinsmitglied und Tourenskigeher. | Foto: Privat
  • Olaf Lezinsky, 58, ist Eigentümer des Verlagsservice Lezinsky und Enkel des Verlegers Erich Lezinsky, der vor 75 Jahren von der britischen Militärregierung die Lizenz für das Spandauer Volksblatt erhielt. Olaf Lezinsky ist unter anderem Alpenvereinsmitglied und Tourenskigeher.
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Olaf Lezinsky, Jahrgang 1962, ist ein Enkelsohn des Volksblatt-Gründers Erich Lezinsky. Nach dem Verkauf der Zeitung gründete er mit seinem Bruder Rainer den Verlagsservice Lezinsky. Er ist seither verantwortlich für die Anzeigenakquise des Spandauer Volksblatts sowie zusätzlich weiterer Medien.

Herr Lezinsky, wann sind Sie in Ihrem Leben zum ersten Mal bewusst mit dem Spandauer Volksblatt in Berührung gekommen?

Olaf Lezinsky: Wenn ich mich richtig erinnere war das im Jahr 1967 und es war leider ein trauriger persönlicher Anlass. Meine Mutter kam am Morgen zu mir und zeigte mir die Zeitung mit einem schwarzen Balken. Dazu das Bild meines Vaters Kurt Lezinsky, der gestorben war. Dabei ist mir auch deutlich geworden, dass eine enge Verbindung zwischen uns und dem Spandauer Volksblatt besteht. Bei anderen frühen Erinnerungen fallen mir vor allem die Beilagen der Spielzeuggeschäfte ein. Oder natürlich auch die speziellen Kinderseiten.

Und wann gab es die ersten direkten Kontakte?

Olaf Lezinsky: Auch sehr früh. Schon als Kinder kamen wir häufig in den Verlag. Aus der Setzerei haben wir Blei mitgenommen und eingeschmolzen. Von der Sekretärin meiner Mutter wurden mein jüngerer Bruder Lars und ich mit Botengängen im Haus betraut. Wir bekamen für unsere Aktivitäten sogar einen Namen: Die Firma Schnell und Wichtig.

Wie prägend ist so eine Zeitungsfamiliengeschichte?

Olaf Lezinsky: Dass du damit in der Öffentlichkeit stehst, wird einem ebenfalls schnell deutlich. Etwa, wenn dich Mitschüler auf irgendwelche Volksblatt-Artikel ansprechen. Von meiner Mutter haben wir gelernt, den Menschen nett und höflich zu begegnen. Denn alle sind potentielle Leser oder Kunden. Was aber nicht hieß, sich alles gefallen zu lassen.

Welche einschneidenden Momente fallen Ihnen ein?

Olaf Lezinsky: Immer wieder die Versuche, das Volksblatt auf eine breitere Basis zu stellen. Ich erinnere mich daran, wie ich nach dem Aus der Zeitung "Der Abend" im Jahr 1981 mit meinem Stiefvater Joachim Below vor dem Stadtbad Wilmersdorf kostenlose Exemplare und Abo-Scheine verteilt habe. In der Hoffnung auf weitere Leserschaft auch außerhalb von Spandau. Deshalb hieß die Zeitung damals ja auch Volksblatt Berlin. Letztendlich war das aber wenig erfolgreich. Deshalb kam es zum Einstieg des Axel-Springer-Verlags und 1992 zunächst zur Umstellung auf eine wöchentliche Kaufzeitung, zwei Jahre später zur Anzeigenzeitung. Diese einschneidenden Veränderungen damals der Belegschaft mitzuteilen war eine ganz schwierige Situation.

Wie blicken Sie heute auf diese Zeit zurück?

Olaf Lezinsky: Es hat damals keine Alternative gegeben. Die Tageszeitung war nicht mehr zu halten. Sie traf damals, was andere Blätter mit 20 oder 30 Jahren Verzögerung ebenfalls erlebten. Entscheidend ist aber gerade im Rückblick, was sich daraus entwickelt hat.

Und wie sieht da Ihr Resümee aus?

Olaf Lezinsky: Es war der Beginn einer qualitativ hochwertigen Anzeigenzeitung. Es entstand ein Produkt, dass sich nicht zu verstecken braucht und inzwischen auch andere Nachahmer gefunden hat. Dass das Volksblatt nach 1994 zu einer Erfolgsgeschichte wurde, lag vor allem daran, dass der Berliner Wochenblatt Verlag dafür die Voraussetzungen schaffte. Ohne die vielen fleißigen Hände und klugen Köpfe dort wäre das nie möglich gewesen. Ich nenne besonders Geschäftsführer Görge Timmer, mit dessen Amtsantritt vor mehr als 20 Jahren die Zeitung einen weiteren Schub bekommen hat. Und auch darauf will ich hinweisen: Die inzwischen 27 Jahre als kostenlose Wochenzeitung stehen mittlerweile für einem Zeitraum, der mehr als ein Drittel der gesamten Volksblatt-Geschichte ausmacht.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Olaf Lezinsky: Dass die regionale journalistische Relevanz der Zeitung erhalten bleibt. Dass sie weiter Heimatgefühl, Wirtschaftskraft, Besonderheiten des Bezirks vermittelt. Auch wenn die Zeiten, wie aktuell, nicht immer einfach sind.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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