Eine Preußin im positiven Sinn
Volksblatt-Verlegerin Ingrid Below-Lezinsky verkörperte die Tradition und die Werte der Zeitung
Bei allen Veränderungen und Umbrüchen, die das Spandauer Volksblatt in seinen 75 Jahren erlebte, gab es über nahezu sechs Jahrzehnte eine Kontinuität. Sie wurde verkörpert von Ingrid Below-Lezinsky, Verlegerin des Blattes und bis zu ihrem Tod 2005 Herausgeberin der Zeitung.
Ingrid Below-Lezinsky ist in diese Aufgabe nicht hineingeboren, aber hineingewachsen. Sie hat sie angenommen, sich ihr gestellt – auch aus Verpflichtung gegenüber diesem Erbe. Sie wurde als Ingrid Metzler 1930 in Wedding geboren. Sieben Jahre später folgte der Umzug nach Spandau, wo ihr Vater Ludwig Metzler als Gastronom und Hotelier tätig wurde. Die Familie wohnte in der Neuendorfer Straße 100, direkt neben dem Haus, in dem nach dem Krieg das Volksblatt einzog.
Mutter von drei Söhnen
Nicht weit davon entfernt, an der Ecke Lynar-/Neuendorfer Straße, betrieb Margarete Lezinsky, Ehefrau des Volksblatt-Gründers Erich Lezinsky, in diesen Jahren einen Tabakladen. Damit hielt sie die Familie über Wasser, nachdem Erich Lezinsky von den Nazis in ein Konzentrationslager gesperrt worden war. Ingrid Metzler lernte so auch früh deren Sohn Kurt Lezinsky kennen. Sie heirateten 1949. 1950 wurde Sohn Rainer geboren, 1962 Olaf, 1967 Lars.
Ebenfalls im Jahr 1967 starb Kurt Lezinsky nach langer schwerer Krankheit. Seiner Frau war die Arbeit im Verlag schon vor diesem Schicksalsschlag nicht unbekannt. Bereits seit einigen Jahren betreute sie die Gartenseite im Volksblatt. Aber jetzt trug sie die gesamte Verantwortung. "Ob ich es wollte oder nicht. Denn es war ja niemand in der Familie sonst da", so hat sie sich später selbst an diesen Einschnitt erinnert. "Das hatte schon etwas sehr Preußisches", sagt heute Sohn Olaf Lezinsky. "Und eine Preußin im positiven Sinn hat sie auch immer sein wollen."
Heirat mit Joachim Below
Drei Jahre führte sie den Vertrag allein, heiratet 1970 Joachim Below, der ihr bis zu seinem Tod 1986 als Geschäftsführer zur Seite stand. Er habe die letzte Schicht gehen und die erste kommen sehen, hat sie ihren zweiten Ehemann und seinen Einsatz für das Volksblatt einmal beschrieben. Ohne diese Unterstützung muss Ingrid Below-Lezinsky danach die schwierigste Phase meistern. Als Tageszeitung ist das Volksblatt wirtschaftlich nicht mehr zu halten. Es braucht neue Partner und ein neues Konzept. Daraus wird über die Zwischenetappe der wöchentlichen Kaufzeitung die wöchentliche Anzeigenzeitung. Bei all den Veränderungen blieb eine Konstante: Ingrid Below-Lezinsky wird weiter eine Rolle spielen, jetzt als Herausgeberin der Zeitung. Als personifizierter Beweis dafür, woher das Volksblatt kommt, wofür es steht.
Leserreisen als zweites Standbein
Dass Spandau danach und bis heute im Zentrum der Berichterstattung stand, war ganz nach ihrem Geschmack. Sie hat sich auch über die sehr schnell einsetzende Resonanz gefreut. Und schon weil die Herausgeberin des Spandauer Volksblattes bestens vernetzt war, kamen von ihr auch immer wieder Anregungen für Geschichten. Lange zuvor hatte sich Ingrid Below-Lezinsky außerdem bereits ein zweites Standbein aufgebaut – die Leserreisen. Unter ihrer Leitung ging es sowohl nach Übersee, wie in die eher nähere Umgebung. Und mancher Teilnehmer wurde Stammkunde.
"Ich will und ich kann"
Ingrid Below-Lezinsky starb völlig überraschend im März 2005. Ein Leben, das bis zuletzt keinen Ruhestand kannte. "Ich will und ich kann", so hat Pfarrer Winfried Augustat bei der Beerdigung ihr Wirken zusammengefasst. Besser lässt sich das wahrscheinlich nicht beschreiben.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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