Erzählungen von Edgar Allen Poe im Stadtbad Steglitz
Der rund sechs Meter hohe Raum wirkt aufgrund eines Oberlichtfensters und seines trapezförmigen Grundrisses geradezu gespenstisch. Der düstere und ungemütlich Raum bietet die perfekte Kulisse für die in Szene gesetzten Erzählungen von Edgar Allan Poe: "Grube und Pendel" und "Das verräterische Herz". "Grube und Pendel" ist ein albtraumartiger Trip aus der Perspektive eines wehrlosen Opfers der spanischen Inquistion. Ein ohnmächtiges Individuum befindet sich in den Fängen einer mächtigen, anonymen Gewalt. Eine ausgeklügelte und unbarmherzige Maschinerie wird in Gang setzt, um diesen einen Menschen zu vernichten. Beeindruckend in der Rolle des Gefangenen: Uwe Neumann.
In "Das verräterische Herz" spricht der Täter. Im Triumphgefühl der eigenen Stärke berichtet Anette Daugardt in ihrer Rolle von dem Mord an einem unschuldigen Menschen. Doch ihre Ängste klopfen lauter und lauter immer wieder an.
Beide Fantasien sind geprägt von der Lust am Schrecken. "Dieses Erbe ist den Menschen des 21. Jahrhunderts wohl vertraut", sagt Regisseur Stefan Neugebauer. Mit "Grube und Pendel/ Das verräterische Herz" setzt Neugebauer zwei klassische Horrorgeschichten nach E.A. Poe in Szene. In gewohnter Weise vermag er die Räumlichkeiten des alten Stadtbades optimal zu nutzen. Das Publikum kommt beiden Protagonisten bedrückend nah. In Grube und Pendel fühlt sich der Zuschauer mit dem Opfer im düsteren Kerker eingeschlossen, während die Mörderin im "verräterischen Herz" das Publikum gewissermaßen zum Mitwisser macht.
"Grube und Pendel/ Das verräterische Herz" ist im Stadtbad Steglitz, Bergstraße 90, noch bis Anfang Dezember zu sehen. Vorstellungen sind bis zum 26. Oktober Do bis Sa um 20 Uhr. Im November wird vom 1. bis 3., 10., 15. bis 17. um 20 Uhr sowie am 25. um 19 Uhr gespielt. Die Dezembertermine sind am 2. und 9. Dezember um 19 Uhr.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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