Kleine Autos - große Erinnerungen im Steglitz Museum

Detlef Hilbrecht entdeckte in der Ausstellung Modelle, die er selbst einmal besaß. | Foto: K. Menge
2Bilder
  • Detlef Hilbrecht entdeckte in der Ausstellung Modelle, die er selbst einmal besaß.
  • Foto: K. Menge
  • hochgeladen von Karla Rabe

Steglitz. Täglich kommen an die 50 Besucher in die neue Ausstellung des Steglitz Museums in der Drakestraße. Das ist rekordverdächtig. Alle sind interessiert an den kleinen Wiking-Automodellen.

Grund dafür, die Ausstellung im Lichterfelder Museum zu zeigen ist, dass die Wiege der beliebten Miniaturen in Lichterfelde, Unter den Eichen 101, stand. In der alten Backsteinvilla hatte der gebürtige Berliner Friedrich Peltzer (1903-1981) von den 1930er Jahren bis in die späten 1980er Jahre die Modelle geschaffen - von der Idee bis zur Produktion. Zunächst waren es Schiffsmodelle im Maßstab 1:1250 und Flugzeuge 1:200. Einige dieser Modelle sind zu sehen. "Das sind die ältesten Miniaturen. Sie wurden im Auftrag des Militärs hergestellt und dienten kurz vor dem Zweiten Weltkrieg als Lehrmaterial", erklärt Gabriele Schuster, Initiatorin der Ausstellung und Chefin des Museums. Nach dem Krieg stellte Peltzer nur noch zivile Fahrzeuge her, denn "keine Mutter wollte ihrem Kind Spielzeug schenken, das in irgendeiner Verbindung mit dem Krieg stand", so Schuster. Während Flugzeuge und Schiffe viele Besucher interessieren, weil sie weniger bekannt sind, lassen die Miniautos vor allem männliche Besucher um die 50 in Erinnerungen schwelgen. Lothar Paul zum Beispiel war leidenschaftlicher Sammler. An die 800 Modelle hat der 58-Jährige gesammelt. Er ist in Steglitz aufgewachsen und einige seiner Mitschüler kamen günstig an die neuesten Modelle heran, weil deren Mütter mit den kleinen Autos den Lebensunterhalt verdienten. "Peltzer hat viel in Heimarbeit machen lassen", sagt Paul. Jetzt sind alle seine Sammelobjekte säuberlich in Kisten verpackt. "Irgendwann in den 80ern habe ich aufgehört. Das Hobby wurde einfach zu teuer."

Voller Wehmut steht auch Detlef Hilbrecht vor den Miniaturen aus der Nachkriegszeit. Auch er hatte einst eine ansehnliche Sammlung mit etwa 300 Fahrzeugen. Einige davon erkennt der Senior in der Ausstellung wieder. Was damit passiert ist? "Meine Geschwister, acht und zehn Jahre jünger als ich, haben alle Autos zerstört, als ich als Junge zur Verschickung in der Schweiz war", erzählt er.

Der zehnjährige Conrad gehört zu den jüngsten Sammlern. 40 Mini-Autos, ausschließlich LKW jüngerer Jahrgänge, hat der Junge. Die Sammelleidenschaft hat er wohl von seinem Großvater geerbt. Der hat etwa 400 Modelle im Maßstab 1:87. Doch die stehen in Vitrinen und dürfen nicht berührt werden. Das ist auch in der Ausstellung so. Doch einige Modelle stehen für die Kinder auch zum Anfassen und Spielen bereit. Eine Feuerwehr und ein Bus können auch mal ferngesteuert durch das Museum gelenkt werden. Doch hier müssen sich die Kinder mitunter sehr gedulden, bis ihre Väter sie mal ans Steuer lassen.

Die Ausstellung ist bis 26. Januar Die-Fr, So von 15-18 Uhr zu sehen. Eintritt: ein Euro. Am 16. und 17. November können Sammler an einer Tauschbörse teilnehmen. Der Stand kostet 20 Euro und einen Kuchen, der zugunsten des Museums verkauft wird. Anmeldungen und weitere Informationen zur Ausstellung unter 833 21 09.
Karla Menge / KM
Detlef Hilbrecht entdeckte in der Ausstellung Modelle, die er selbst einmal besaß. | Foto: K. Menge
Der zehnjährige Conrad gehört zu den begeisterten Besuchern der aktuellen Ausstellung im Steglitz Museum. | Foto: K. Menge
Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

29 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 83× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Langanhaltende Schmerzen können ein Anzeichen für Gallensteine sein.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wann ist eine OP sinnvoll?
Infos zu Gallensteinen und Hernien

Leiden Sie unter belastenden Gallensteinen oder Hernien (Eingeweidebruch) Langanhaltende Schmerzen begleiten viele Betroffene, unabhängig des Lebensalters, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch häufig Komplikationen vermeiden. Wir sind auf die Behandlung dieser Probleme spezialisiert und bieten Ihnen erstklassige allgemein- und viszeralchirurgische Expertise. Von Diagnostik bis Nachsorge: Wir kümmern uns individuell um Ihre...

  • Reinickendorf
  • 17.04.24
  • 101× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 1.455× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.