Stefan Neugebauer inszeniert "Bastien und Bastienne"
Als augenzwinkernde Hommage an das Musikgenie hat Regisseur Stefan Neugebauer diese kleine Szene in seine Inszenierung von Wolfgang Amadeus Mozarts "Bastien und Bastienne" eingefügt. Am Freitag, 22. November, 20 Uhr, feiert die selten aufgeführte Kammeroper Premiere im Blauen Raum des Stadtbades Steglitz.
Gerade einmal zwölf Jahre alt war Mozart, als er 1768 nach einer Parodie eines Schäferspiels von Jean Jacques Rousseaus sein Singspiel komponierte. Es handelt vom Dorfmädchen Bastienne. Sie wird von seinem Liebsten Bastien verlassen und wendet sich hilfesuchend an den "Zauberer" Colas. Glücklicherweise fühlt sich Bastien gar nicht so wohl, wie er vorgibt, und sehnt sich nach Bastienne zurück. Mit großem Hokuspokus vereint Colas die beiden Liebenden wieder.
Das Singspiel war ein Auftragswerk für die Hausbühne des prominenten Wiener Musikliebhabers Franz Anton Mesmer. Der damals weltbekannte Arzt hatte den "tierischen Magnetismus" entdeckt und in seine Heilmethoden eingeschlossen.
Bei Regisseur Neugebauer ist alles etwas anders. Bastien und Bastienne sind zwei Landeier, die gummistiefelnd nach Berlin kommen: er als Hochseefischer in gelbem Regenzeug, sie von Kopf bis Fuß in Rot gekleidet. Sie streiten sich ständig und suchen Rat beim Zauberer Colas. Der Zen angehauchte Star-Psychotherapeut mit neuer Praxis, Kruzifix und Acrylglas-"Zauber"-Kugel auf dem Schreibtisch ist höchstwahrscheinlich ein Scharlatan.
"Die Figuren sind nicht komplex, aber emotional sehr stark", sagt Laurent Martin, der die Partie des Bastien singt. "Es gibt nur Liebe oder Hass. Das ist perfekt für eine Oper."
Und seine Partnerin, die Kanadierin Kathleen Morrison, sagt über ihre Rolle: "Bastienne ist in dieser Beziehung die Stärkere. Sie braucht das Drama."
Für seinen Part als Colas hat sich Hans-Jörg Schnaß von Gurus inspirieren lassen. "Wir wollen zeigen, wie manche Psychotherapeuten ihre Position ausnutzen", erklärt er. Der Esoterikmarkt habe im vergangenen Jahr immerhin 30 Milliarden Euro Umsatz gemacht.
Zu dem Nichts der Handlung hat Mozart eine entzückende Musik gemacht. Sie erinnert an vielen Stellen an seine späteren berühmten Opern. Das Clubtheater-Kammerorchester unter Stabführung von Helmut Weese bringt sie charmant zum Klingen.
Den Solisten gefällt nicht allein Mozarts frühes Werk. Ihnen hat es auch dieser so seltsame Ort, das Stadtbad Steglitz angetan. "Dass man Kunst in einer Ruine macht, gibt es nur in Berlin", erklärt der Kalifornier Laurent Martin. Nach der "Entführung aus dem Serail" 2012 und dem "Fidelio" in diesem Sommer ist "Bastien und Bastienne" die dritte Oper, die Stefan Neugebauer und sein Clubtheater in dem Haus an der Bergstraße in Szene setzen.
Für die Rolle des kleinen Mozart, der selbstbewusst klarstellt, wer er ist, und dazu ein Violinstückchen aufführt, hat er die beiden Jungen Eddie Frendo (13) und den neunjährigen Linus Herrmann gefunden. Beiden macht die Rolle des Mozart Spaß. Aber Eddie hält fest: "Ich bin ein normaler, kleiner Junge, der in Berlin wohnt und ein bisschen Theater macht."
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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