Stefan Neugebauer inszenierte Kafkas "Die Verwandlung"
Gregor ist Handlungsreisender. Er arbeitet für eine Firma, die Stoffe vertreibt. Er ist Tag und Nacht unterwegs. Wenig Schlaf, keine Ruhe, viel Stress: Burnout-Syndrom. Als er eines Morgens aufwacht, gibt er nur noch Tierlaute von sich. Sein Körper gehorcht ihm nicht mehr. Er hat sich in einen Käfer verwandelt. Arbeitsunfähig vegetiert er in seinem Zimmer dahin. Eltern und Schwester trauen ihren Augen nicht. Das Geld geht aus, die Familie macht sich Sorgen um ihren Unterhalt. Weil Gregor nicht mehr für den Lebensunterhalt sorgen kann, wird er seiner Familie zunehmend zur Last. Was tun? Wohin mit Gregor bzw. dem Käfer? Gehört er noch zur Familie oder schon ins Tierreich? Ist die Verwandlung vielleicht eine Art Protest gegen die Zumutungen des Berufslebens oder ist Gregor ein Aussteiger?
Der 29-jährige Franz Kafka schrieb die Erzählung vor fast genau 100 Jahren. Die Erstausgabe in Buchform erschien erst im Dezember 1915. Ob Kafka in der Erzählung seinen Vater-Komplex oder einen Konflikt mit seiner Schwester verarbeitet hat, darüber diskutieren Experten noch heute.
Im Stadtbad Steglitz spielt sich "Die Verwandlung" in der Alten Wäscherei ab. Neugebauer versucht in seiner Inszenierung den Erzählgestus beizubehalten und gleichzeitig szenisch zu arbeiten. "Es ist eine spannende Arbeit, diesen Doppelcharakter auf die Bühne zu bringen", sagt der Regisseur. Er beschreibt Gregor Samsa als ein Opfer der Arbeit, die ihm über den Kopf wächst, die Existenzform als Käfer wird zum missglückten Fluchtversuch vor den Zumutungen der Familie und der Firma. Zu sehen sind Barbara Felsenstein, Michael Hecht und Kevin Klisch.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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