"Wir sind die Stadtteil-Feuerwehr"
"Unsere drei Stadtteilmütter sind geschulte Ansprechpartnerinnen zu den Themen Familie, Bildung und Erziehung. Alle Frauen sind selbst Migrantinnen und sprechen die Muttersprache ihrer Klienten", erklärt Claudia Hesse-Kresinszky, Koordinatorin des Integrationslotsinnen-Projektes des Landes Berlin beim Diakonischen Werk Steglitz und Teltow-Zehlendorf (DWSTZ).
Die Stadtteilmütter kommen aus Jordanien, Äthiopien, der Türkei und sprechen Arabisch, Englisch, Türkisch, Eritreisch, Amarish und Kurdisch. "Das macht es uns leichter, Vertrauen zu gewinnen", sagt Hanim Krimmling aus Äthiopien. Aufgrund der eigenen Herkunft sei die Schwellenangst von Migrantinnen niedriger, mit den Stadtteilmüttern zu sprechen. "Wir verstehen uns auch ohne Worte. Denn wir wissen, wie es ist, sich in einem fremden Land zurechtfinden zu müssen. Wir sehen uns als Kulturmittlerinnen." Hanim selbst kam vor acht Jahren nach Deutschland. Sie und ihre Kinder waren ganz auf sich allein gestellt. "Ich hätte mir gewünscht, dass es damals schon Stadtteilmütter gegeben hätte", sagt sie.
In ihrem ersten Jahr haben sie in über 350 Fällen unbürokratische Hilfe anbieten können. In der Regel begleiten die Stadtteilmütter Familien oder Alleinerziehende über einen längeren Zeitraum. Sie helfen in Erziehungsfragen, bei der Suche nach einem Kita-Platz und zeigen, wo und wann es finanzielle Hilfen gibt. Oft werden die Stadtteilmütter von Ämtern und Behörden wie dem Kinder- und Jugendgesundheitsdienst um Unterstützung gebeten.
Einen großen Teil der Arbeit nimmt aktuell die Betreuung von Flüchtlingsfamilien ein. "Wir sind regelmäßig im Heim Klingsorstraße, beraten die Familien, begleiten sie zu Ämtern und vermitteln Deutschkurse", sagt Zeynep Balmum. Die 32-jährige Deutsch-Türkin sieht die Stadtteilmütter als eine Art Stadtteil-Feuerwehr. "Weil wir schnell, unbürokratisch und kostenlos helfen", erklärt sie. Zeynep konnte zum Beispiel einer jungen Afrikanerin helfen, die ihr neugeborenes Kind in Obhut geben sollte. "Es war ein langer Kampf, aber wir haben es geschafft, dass die Frau ihr Baby behalten konnte."
Oft sind es Kleinigkeiten, die den Flüchtlingen das Ankommen in Deutschland erleichtern. Das Übersetzen und Ausfüllen von Anträgen oder die Organisation von Freizeitangeboten. "Wir sorgen mit Sportkursen oder gemeinsamen Kochen dafür, dass traumatisierte Frauen auch fröhliche Stunden miteinander verbringen können", sagt Sajedeh Abu Saoud. Die Jordanierin ist die dritte im Bunde der Stadtteilmütter. Sie ist vielen Flüchtlingen aus dem arabischen Raum eine Hilfe.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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