120 Jahre Bäckerei Mälzer
Sogar das Weiße Haus war begeistert

Klaus Mälzer erinnert sich an die Zeiten, als sein Großvater und sein Vater noch die Bäckerei führten.  | Foto: K. Rabe
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  • Klaus Mälzer erinnert sich an die Zeiten, als sein Großvater und sein Vater noch die Bäckerei führten.
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Wer meint, die Erste Rheinländische Bäckerei in Berlin wurde seinerzeit von einem echten Rheinländer gegründet, ist auf dem Holzweg. Friedrich Mälzer kam aus Schlesien. Warum er in Berlin vor 120 Jahren eine rheinländische Bäckerei gründete, hatte einen ganz praktischen Grund und war auch ein bisschen romantisch.

Bevor der frisch gebackene Bäckergeselle nach Berlin kam, wanderte er quer durch die Backstuben Deutschlands, um die Geheimnisse der Backkunst der unterschiedlichen Regionen kennenzulernen. „Am längsten blieb mein Großvater im Rheinland“, erzählt Klaus Mälzer, der heute die Geschäfte des Familienbetriebes führt. Gegen Ende seiner Wanderjahre zog es den Großvater nach Hamburg. Dort verliebte er sich in Anna.

Doch die Eltern seiner Traumfrau wollten ihre Tochter nicht einfach so an einen Bäckergesellen hergeben. Ihr künftiger Schwiegersohn sollte eine sichere selbstständige Existenz nachweisen können. Also entschloss sich Friedrich, in Berlin eine Bäckerei zu gründen. Das war angesichts der großen Konkurrenz kein einfaches Unterfangen. Aber er entdeckte eine Marktlücke: Es gab eine starke rheinische Kolonie im damaligen Berlin, denen ihr gewohntes Gebäck aus der Heimat fehlte. Gerade aus dem Rheinland hatte Friedrich Mälzer viele Rezepte mitgebracht. Selbstbewusst nannte er seinen Betrieb „Erste Rheinländische Bäckerei“ und versorgte die Kolonie mit rheinländischem Schwarzbrot und anderen Spezialitäten. Das erste Geschäft eröffnete er am 18. März 1899 in der Schöneberger Frankenstraße. 1915 zog das Unternehmen nach Steglitz in die Ahornstraße. Dort, in der Nummer 16a, befinden sich noch heute Stammhaus und Backstube.

Inzwischen hat das Unternehmen fünf weitere Filialen im Berliner Süden. Auch die Marktstände auf immerhin acht Wochenmärkten sind bei den Kunden beliebt. Dass es der Familienbetrieb geschafft hat, 120 Jahre zu bestehen und sich gegen die großen Supermarktketten zu behaupten, macht Klaus Mälzer stolz. Er führt das Unternehmen in der dritten Generation und freut sich auf das Jubiläum. „Wir werden zu diesem Anlass ein Jubiläums-Brot kreieren“, verrät er.

Klaus Mälzer hat die Backstube 1986 von seinem Vater Ludwig übernommen. „Eigentlich hatte ich etwas anderes gelernt“, lässt der heute 69-Jährige wissen. 1976 schloss er sein Studium als Diplomingenieur an der TU ab. Aber gleich nach dem Studium machte er seine Gesellenprüfung bei der Bäckerinnung Berlin und stieg 1981 in den elterlichen Betrieb ein. 1986 legte er seine Meisterprüfung ab. Im selben Jahr baute er die alte Backstube um. Damals gab es Fördermittel für Produktionsbetriebe in der Stadt. Die Bäckerei wurde rundum modernisiert. Es konnten neue Filialen eröffnet und der Lieferservice ausgebaut werden.

Schon sein Großvater und sein Vater setzten auf zusätzliche Lieferverkäufe als zweites Standbein zum Ladengeschäft. „Anfangs wurde das Schwarzbrot per Handwagen verteilt. Es wurde so heiß, wie es war, aus dem Ofen genommen und dann mit den Wagen noch dampfend durch die Straßen gezogen, um es in die Läden zum Weiterverkauf zu bringen. Die Anfänge eines Lieferservice“, sagt Mälzer lachend. Heute beliefert die Bäckerei Mälzer nicht nur die Filialen und Märkte. Brot, Brötchen und rheinländischen Gebäck gibt es auch an den Berliner Flughäfen, im KdW, in Hotels und bekannten Restaurants wie „Die ständige Vertretung“ oder im Hotel Schweizerhof.

Eine der Spezialitäten, die Schweizer Brötchen mit einem hohen Roggenanteil, fanden sogar im Weißen Haus ihre Liebhaber. Wie es dazu kam? „1978 war der damalige US-Präsident Jimmy Carter mit seiner Entourage im Hotel Schweizer Hof zu Gast. Alle waren so begeistert von unseren Brötchen, dass sich der Präsident per Brief für die ,hervorragenden Brötchen' bedankte. Wir könnten stolz darauf sein, schrieb uns der Sprecher des Präsidenten auf offiziellem Briefpapier des Weißen Hauses“, erzählt Klaus Mälzer. Stolz ist er auch auf die Auszeichnung der Bäckerei als eine der besten Deutschlands. Diesen Titel trägt das Unternehmen seit 2013.

Übrigens, die Gründung der Ersten Rheinländischen Bäckerei war auch in Sachen Liebe erfolgreich: Friedrich Mälzer bekam seinerzeit seine Anna. Sie durften heiraten und bekamen zehn Kinder.

Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

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