Schöneberg. Vergangene Woche hat der Bezirk seinen interkulturellen Preis "Kosmopolita" vergeben. Unter Schirmherrschaft der früheren Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth wurde Atiye Altül geehrt.
"Ich habe seit Jahren für die Frauen was gemacht." So einfach ist Altüls Erklärung dafür. Jedes Jahr vergeben Bürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD) und die Integrationsbeauftragte Gabriele Gün Tank diesen Preis an Personen oder Organisationen, die sich mit besonders für die Integration von Frauen und Mädchen einsetzen. Zum ersten Mal wurde die "Kosmopolita of Power" vergeben, ein Preis für Engagement gegen Rassismus. Preisträgerin war Sanchita Basu, die im Bezirk und in Berlin eine der am längsten feministisch und antirassistisch engagierten Frauen ist. So ist sie im Opferberatungs- und Bildungsprogramm "ReachOut" des Integrationsbeauftragten des Senats aktiv. In der Begründung der Jury für die traditionelle "Kosmopolita" heißt es, Altül sei seit über 40 Jahren "Menschenverbinderin" im Bezirk. 1970 kam sie nach Berlin, "als Wunschstadt zum Arbeiten und Studieren." Beides hat geklappt, ab 1973 hat Atiye Altül Textildesign an der heutigen Universität der Künste studiert. Sie hat sich das Studium unter anderem als Schauspielerin am Grips-Theater finanziert.
Seit Beginn der 1980er-Jahre bis 2005 war sie Sozialarbeiterin im Nachbarschaftsheim Schöneberg. Dort hat sie vor allem für Frauen aus der Türkei Reisen organisiert, Malkurse ins Leben gerufen und Frühstücksangebote geschaffen, zu denen bald auch Frauen anderer Herkunft kamen. "Außerdem sind wir immer wieder zusammen ins Theater oder ins Museum gegangen", erinnert sie sich. "Es ist wichtig, die Kultur des Landes kennenzulernen, in dem man lebt." Seit 2005 ist sie in Frührente und spielt beim "Theater der Erfahrungen" mit, einer Gruppe für ältere Schauspieler. Über die Volkshochschule gibt sie Seidenmalerei-Kurse für Frauen mit Migrationshintergrund im Interkulturellen Haus in der Geßlerstraße. Für Frauen in der Fremde seien solche Angebote wichtig. "Ich gebe ihnen einfach ein bisschen Farbe und Seide und sage: Jetzt spielt mal." Am Ende würden Ausstellungen organisiert, die für das Selbstbewusstsein wichtig seien. "Die Frauen müssen raus kommen", ist sie überzeugt. "In der Türkei haben sie ihre Nachbarschaften. Hier ist die Gefahr viel größer, isoliert zu sein." Alle Menschen, davon ist sie überzeugt, bräuchten Akzeptanz. "Aber in der Fremde ist das noch viel wichtiger."
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