Bezirke haben zu wenig Personal für den Ernstfall
Ihre Verwaltung hat kaum genug Personal, um im Ernstfall aktiv zu werden. "In den Debatten zu diesem Thema kommt die wichtige Rolle der Gesundheitsämter kaum zur Sprache", beklagt Klotz. Schließlich seien die dortigen Mitarbeiter nicht nur mit der präventiven Aufklärung beschäftigt. Sie würden vor allem dann aktiv, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist. Sobald dem Amt ein Fall von Masern im Bezirk gemeldet wird, machen sie sich daran, das Umfeld des Erkrankten zu erkunden und Menschen zu warnen, die sich angesteckt haben könnten.
Im Zweifelsfall sprechen sie auch ein Kita- oder Schulverbot aus oder stellen die Familie unter Quarantäne. "Das ist mit unserer personellen Ausstattung allerdings immer schwieriger", so Sibyll Klotz. In manchen Bezirken sei es schon so, dass das Amt nur noch einen Zettel an die Tür der Kita klebt, mit dem auf eine Masernerkrankung in der Einrichtung hingewiesen wird. So schlimm sei es in Tempelhof-Schöneberg noch nicht. "Aber wir können das Umfeld der Erkrankten kaum noch gründlich untersuchen."
Wissenschaftler des Versorgungsatlasses bei der Kassenärztlichen Vereinigung haben Mitte Juli einen Untersuchungsbericht veröffentlicht, wonach in Berlin nur 58 Prozent der Kinder unter zwei Jahren zweifach geimpft sind und damit ausreichenden Schutz haben. Im Bund sind es durchschnittlich immerhin 62 Prozent. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts ist knapp ein Drittel aller bundesweiten Erkrankungsfälle in Berlin zu verzeichnen. "Wir sind deshalb ganz klar für eine höhere Impftätigkeit", sagt die Stadträtin. Bei den Regeluntersuchungen zur Einschulung würden Eltern vom Gesundheitsamt eindringlich aufgefordert, fehlende Impfungen beim Hausarzt nachzuholen. "Das Problem sind allerdings nicht nur die Kleinen", so Klotz. Auch Jugendliche und Erwachsene seien aufgefordert, ihren Impfschutz zu kontrollieren. Rund die Hälfte aller Erkrankten in Berlin sind über 17 Jahre alt.
Autor:Ralf Liptau aus Tiergarten |
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