Chefimpressario der ufaFabrik Juppi wird 65 Jahre alt
Der 1948 in Trittenheim bei Trier als Josef Becher Geborene kann es selbst kaum begreifen und sagt: "Das darf eigentlich nicht wahr sein, ich war doch gerade erst in der Pubertät." Das ist der selbsternannte Kulturimpressario, der ohne seinen Torerohutverschnitt öffentlich nie in Erscheinung tritt, in gewissem Sinne eigentlich immer noch. Wenn die Bezeichnung "Alt-68er" überhaupt auf jemanden zutrifft, dann auf Juppi. Er sieht mit seinen langen roten Haaren im Grunde immer noch wie der Revoluzzer-Prototyp aus, als der er 1969 von der Mosel an die Spree kam, um hier bei der vermeintlichen Revolution zu helfen. Es geschah am 9. Juni 1979, als Juppi mit etwa 100 Gleichgesinnten handstreichartig das sorgsam ausgekundschaftete Gelände des leerstehenden ehemaligen Ufa-Filmkopier-Werks an der Viktoriastraße besetzte, die rund 18 000 Quadratmeter mit sieben Gebäuden in Besitz nahm und in der Folgezeit Berlins effektivste Kommune etablierte.
Großes fraktionsübergreifendes Geschrei im Senat und bundesweite Schlagzeilen waren die Folge. Die Tempelhofer CDU schäumte damals förmlich vor Wut. Heute längst Schnee von gestern. Der Bezirk ist rundum mächtig stolz auf den mittlerweile international bekannten und in Europa einmaligen Kulturstandort ufaFabrik. Weitgehend unbemerkt ist aus dem rebellischen, rund 50-köpfigen harten Kern der Kommune von einst auf ihrer "Gratwanderung zwischen Aufruhr und Anpassung", wie es Jubilar Juppi schon vor Jahren formuliert hat, ein florierendes Wirtschaftsunternehmen in Sachen Kultur geworden.
Heute besteht das ufa-Unternehmen aus mehreren Vereinen und kleinen GmbH-Einheiten, hat einen langfristigen Pachtvertrag und den scheinbar unverwüstlichen Juppi an der Spitze. "Wir sind so ähnlich wie eine amerikanische Holdinggesellschaft organisiert", erklärt er. Den Gedanken an ein gewöhnliches Rentnerdasein schließt er kategorisch aus. "So lange ich krauchen kann, mache ich weiter wie immer", so Juppi. Die Berliner Woche gratuliert ganz herzlich zum Jubiläum.
Autor:Horst-Dieter Keitel aus Tempelhof |
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