Haus Schulenburgring 2 feiert 100-jähriges Bestehen
"2 Minuten von dem neuangelegten Park mit 2 Seen, welche im Sommer zum Bootsfahren und im Winter als Eisbahn dienen. Elektrische Straßenbahnen nach allen Stadtgegenden, Fahrzeit zur Friedrichstrasse 10 Minuten, Potsdamer-Platz und Leipzigerstraße 15 Minuten, Alexander-Platz 20 Minuten. Hochherrschaftliche Wohnungen von 2, 3 und 4 Zimmern mit allem Comfort: Große Diele, reichlich Nebengelass, Warmwasserheizung und -Versorgung, Fahrstuhl, elektrisch Licht. Eventuelle Wünsche werden während der Bauzeit gern berücksichtigt." Mit diesem Prospekttext aus dem Jahr 1912 suchte Architekt Franz Werner die ersten Mieter für seinen 1913 bezugsfertigen Neubau. Bis 1978 führte dessen Tochter Anni Goebels penibel ein Hausbuch. Die ersten Mieter waren 1913 einzogen. Die benachbarten Häuser in der Manfred-von-Richthofen-Straße (damals Hohenzollern-Korso), in der Burgherren- und Mussehlstraße wurden im gleichen Zeitraum bezugsfertig.
Heute sind alle Bewohner Wohnungseigentümer und das antiquarische Hausbuch wird von Joachim Dillinger gehütet. Er wohnt seit 1971 im Schulenburgring und organisiert mit Nachbar Jürgen Müller den 100. Jahrestag der Immobilie, das 1945 für einen Moment weltberühmt wurde, als der Rote-Armee-General Wassili Tschuikow das Haus in Flughafennähe für seinen Stab als Gefechtsstand requirierte und von dort die Reichshauptstadt zur bedingungslosen Kapitulation zwang. Diese wurde vom letzten Berliner Kampfkommandanten General Helmuth Weidling unterschrieben. Offiziell war damit die Schlacht um Berlin nach 16 Tagen zu Ende. Tatsächlich dauerten die Kampfhandlungen stellenweise noch bis zum 3. Mai. Deutschland kapitulierte bekanntlich erst am 8. Mai 1945. An das historische Tempelhofer Datum erinnert heute eine Gedenktafel an der Hausfassade.
Autor:Horst-Dieter Keitel aus Tempelhof |
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