Wohnungsbau könnte Gartenkolonie gefährden
Das (noch) zum Bundeseisenbahnvermögen der Deutschen Bahn gehörende Gelände wurde nach dem Krieg von hungernden Berlinern für den Anbau von Kartoffeln, Obst und Gemüse erobert. Daraus entstand schließlich eine reguläre Kleingartenkolonie. Eine schmale, zunächst vom Tempelhofer Damm bis zur Oderstraße in Neukölln reichende Laubenpieperidylle. In den 1960er Jahren, als die Autobahn gebaut wurde, mussten in der Mitte der Kolonie viele Parzellen weichen und sie wurde in zwei Teile geteilt. Nun schwebt das Damoklesschwert über den Rest der Parzellen. Insgesamt knapp drei Hektar Fläche. "Ein Problem", sagt Kolonievorstand Wilfried Buettner, "wir sind leider nicht groß genug, um im Flächennutzungsplan explizit als Grünanlage festgeschrieben werden zu können, das geht erst ab drei Hektar und da fehlen uns mehrere Quadratmeter." Aber besonders ärgert die Betroffenen etwas ganz anderes. "Wir hören bislang nur von Plänen des Senats für eine Randbebauung, die aber offenbar kaum jemand kennt und die auch mit uns noch in keiner Form diskutiert wurden", klagt Koloniechef Wilfried Buettner und erzählt von den Nachbarn Grit Ruppe und Erich Bahr bestätigt, dass schon im Frühjahr ein "paar hohe Tiere" von der Bahn das Gelände besichtigt aber auch kein "klares Wort" mit ihnen gesprochen hätten.
Da allerdings sitzen die Kleingärtner mit dem Bezirksamt und der Bezirksverordnetenversammlung offenbar in einem Boot. Jedenfalls scheint die Bezirkspolitik bei den Senatsplänen genauso außen vor gelassen zu werden.
Dafür hat sich die BVV in der Septembersitzung unmissverständlich für den Erhalt der Gartenkolonie ausgesprochen, ist mit Mehrheit einem Antrag der Linken-Fraktion gefolgt und hat gegen die Pläne einer Wohnbebauung bis heran an den S-Bahn-Ring gestimmt. Dem Beschluss war nach einer Großen Anfrage der CDU eine breite Diskussion vorangegangen. Ein wesentlicher Knackpunkt: Im Fall einer Bebauung müsste der Bezirk auf seine Kosten für die Infrastruktur einschließlich der Neubauten von Schulen und Kitas sorgen. Wie das finanziert werden könnte, weiß keiner.
Wie berichtet, ist bislang lediglich eine Potenzialanalyse für größere Wohnungsbaustandorte in der Stadt bekannt geworden. Für den Bereich Tempelhofer Damm weist diese Analyse zwischen dem Flughafengebäude und dem gegenüber vom U- und S-Bahnhof Tempelhof geplanten Neubau einer Landeszentralbibliothek Platz für rund 1300 Wohneinheiten entlang des Tempelhofer Dammes aus.
Autor:Horst-Dieter Keitel aus Tempelhof |
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