Ein Wiedersehen der Schwäger
Sensationelle Ausstellung „Mantegna und Bellini. Meister der Renaissance“ wirft ihre Schatten voraus

Andrea Mantegna malte um 1453 das Gemälde „Die Darbringung Christi im Tempel“. Links hat er sich selbst dargestellt, ganz rechts seine Frau Nicolosia.  | Foto: Repro: Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie/Christoph Schmidt
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  • Andrea Mantegna malte um 1453 das Gemälde „Die Darbringung Christi im Tempel“. Links hat er sich selbst dargestellt, ganz rechts seine Frau Nicolosia.
  • Foto: Repro: Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie/Christoph Schmidt
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Ab 1. März 2019 wird das wichtigste Ausstellungsereignis des Jahres in Berlin stattfinden, mutmaßt zumindest Michael Eissenhauer, Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin und Direktor der Gemäldegalerie und Skulpturensammlung.

In seinem Haus am Kulturforum treffen nächstes Jahr für vier Monate zwei der größten Renaissancekünstler Italiens nach Jahrhunderten wieder aufeinander: Andrea Mantegna (um 1431-1506) und Giovanni Bellini (um 1435-1516). Ein Leckerbissen für alle Fans italienischer Kunst.

1452 oder 1453 nahm der in Padua tätige, aufstrebende Andrea Mantegna Giovanni Bellinis Schwester Nicolosia zur Frau. Die Bellinis waren zu der Zeit eine der angesehensten Künstlerfamilien in Venedig. Zehn Jahre lang beeinflussten sich die beiden Künstler gegenseitig in ihrer Malerei. Dann ging Mantegna als Hofmaler der Gonzagas nach Mantua, während Schwager Bellini in Venedig weiterarbeitete. Aber ihr künstlerischer Austausch blieb bestehen.

„Mantegna und Bellini. Meister der Renaissance“ zeigt rund 100 Arbeiten, Gemälde und Zeichnungen, zunächst ab 1. Oktober in der Londoner National Gallery und dann ab 1. März in der Berliner Gemäldegalerie am Kulturforum. Es sei überhaupt die erste umfassende Ausstellung, die das Werk der beiden Meister vergleichend gegenüberstelle, sagt Generaldirektor Eissenhauer.

Was den Charme der in zweieinhalbjähriger Vorbereitung entstandenen Bilderschau ausmacht: die exemplarische Präsentation von oft kuriosen und reizvollen Unterschieden und Ähnlichkeiten im Schaffen von Mantegna und Bellini. Kurator Neville Rowley nennt als Beispiel „Die Darbringung Christi im Tempel“. Mantegna malt das Thema 1453, Bellini kopiert Mantegnas Bild 1472 – er paust sogar Mantegnas Figuren ab – und verändert die figürliche Darstellung. Und in beiden Gemälden haben die Künstler sich und Nicolosia verewigt.

Kuratorin Dagmar Korbacher berichtet von einer weiteren Kuriosität im Zusammenwirken der beiden Meister. Bellini muss eine Zeichnung Mantegnas mit dem Titel „Christus in der Vorhölle“ in die Hände bekommen haben. Er hat sie mit zarten leuchtenden Farben übermalt. Alles das ist in der Ausstellung zu entdecken.

Damit Kunstliebhaber das Warten nicht zu lang wird, zeigt die Gemäldegalerie schon ab 14. Oktober in Raum 37 quasi als Prolog die Sonderpräsentation „Bellini Plus. Forschung und Restaurierung“. Vorgestellt werden Werke von Giovanni Bellini und seinem Umkreis, die in Vorbereitung auf die Mega-Ausstellung im Frühjahr 2019 untersucht und restauriert wurden. Anhand von begleitenden Texten, Fotos und Kartierungen erhalten die Besucher Einblicke in Untersuchungsergebnisse, die Restaurierungsgeschichte und die aktuellen Restaurierungsmaßnahmen. Die Sonderpräsentation wurde von Babette Hartwieg, Chefrestauratorin der Gemäldegalerie, und Diplomrestauratorin Maria Zielke kuratiert.

Zum Start des Eintrittskartenvorverkaufs am 30. August zeigte sich Michael Eissenhauer sehr stolz auf die kollegiale Kooperation mit London und den weiteren Leihgebern aus der britischen Hauptstadt sowie aus Venedig, Wien, Florenz, Brescia, Kopenhagen, Frankfurt, Washington und Paris. Er ist auch stolz, dass bei den Vorbereitungen für die Ausstellung von Anfang an Gemälde und Zeichnungen kuratorisch gleichberechtigt nebeneinander standen.

„Mantegna und Bellini. Meister der Renaissance“ wird vom 1. März bis 30. Juni gezeigt und ist dienstags, mittwochs und freitags von 10 bis 18 Uhr, donnerstags von 10 bis 20 Uhr sowie am Wochenende von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 14, ermäßigt sieben Euro und ist unter 18 Jahren frei. Karten gibt es auf www.mantegnabellini.de.

Andrea Mantegna malte um 1453 das Gemälde „Die Darbringung Christi im Tempel“. Links hat er sich selbst dargestellt, ganz rechts seine Frau Nicolosia.  | Foto: Repro: Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie/Christoph Schmidt
Bellini "kopierte" Mantegnas Bild, pauste sogar die Figuren ab, ergänzte sie: Bellini (rechts), Mantegna (Zweiter von rechts) und Nicolosia (Zweite von links).  | Foto: Repro: Fondazione Querini Stampalia, Venedig/cameraphoto arte snc
Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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