Die Bahn erneuert gerade die Schienen der S-Bahn im Bereich Tiergarten
Die Sirene schallt über den S-Bahnhof Tiergarten, ein Regionalzug nähert sich. Es ist 8.15 Uhr. Die Arbeiten an der S-Bahn-Trasse sind bereits in vollem Gange. Nur durch das Warnsignal und ein schmales rot-weiß gestreiftes Band von den Gleisen der Regional- und Fernzüge getrennt, machen sich die Gleisbauarbeiter in den gelben und roten Warnwesten am Gleisbett zu schaffen. Spezialschienenbaufahrzeuge transportieren die neuen Schienen heran, die verlegt werden sollen.
SE2, Schienenerneuerung 2, nennt Christian Schimmel, Leiter der Abteilung Produktion Fahrbahn der DB Bahnbau Gruppe, die Maßnahme. Die alten Schienen werden gegen neue komplett ausgewechselt. Sie kommen aus dem polnischen Kattowice. Die linearen Trag- und Führungselemente aus Stahl sind zwar 20 Prozent teurer als die bisher verlegten, dafür aber hochwertiger. Der Kopf der Schiene, also ihre Oberseite, ist gehärtet, erläutert Schimmel. Für den Schallschutz könne die Schienenoberfläche regelmäßig abgeschliffen werden. So laufen die Züge ruhiger. Die Deutsche Bahn hat dafür extra einen Schleifkalender erstellt.
Die Gleisbauarbeiten werden gleichzeitig für andere Reparaturen und Ausbesserungen genutzt. Mirko Mann, Bauleiter der DB-Bahnbau-Gruppe, spricht von "vielen Kleinigkeiten, die sonst wieder eine Sperrung notwendig gemacht hätten", zum Beispiel kleinere Verputzarbeiten an den Brückenlagern.
Es ist eine große Baumaßnahme zwischen Ostbahnhof und Zoologischem Garten. Sie erfolgt in zwei Bauphasen. Als nächstes ist vom 4. bis 25. August der Abschnitt Ostbahnhof bis Friedrichstraße dran.
Die beiden S-Bahn-Gleise auf dem Stadtbahnviadukt sind täglich starken Belastungen ausgesetzt. Die Züge verkehren so häufig, die Kurven sind so eng, dass die Schienen sich schneller als sonst abnutzen. So muss die Bahn 32 Kilometer Schiene erneuern. Zusätzlich werden 20.000 Dübel ausgetauscht. Mit ihnen sind die Schienen auf der Trasse befestigt. 2500 Tonnen Schallabsorber werden entsorgt und neu verlegt. 17 Millionen Euro investiert die Bahn in die neuen Schienen.
Die Totalsperrung ist notwendig, weil die Gleisabstände so gering sind. Die Gleisbauarbeiter können nur dann gefahrlos arbeiten. Und deshalb muss auch alles von Hand oder mithilfe kleiner Maschinen getan werden. Detlef Speier von der Fahrgastinformation der S-Bahn Berlin ist zufrieden mit der Informationspolitik seines Unternehmens. 125.000 Bauflyer seien gedruckt, 80.000 Stück davon drei Tage vor der Sperrung am 14. Juli direkt in den Zügen verteilt worden.
37 große und 29 kleine Hinweisschilder vor den Bahnhöfen, 1000 Grafiken und 600 Gesamtfahrplantabellen informieren die Fahrgäste, wie man die Baustelle am besten und elegantesten umfahren kann. In den Bahnhöfen Friedrichstraße, Zoo und auch im Hauptbahnhof sind Fußtapfen verklebt, die zu den Bussen führen, die den Ersatzverkehr übernommen haben. Über dreißig sind jeden Tag im Einsatz.
Sie fahren von sechs bis 23 Uhr, an den Wochenenden bis 1 Uhr alle drei Minuten, danach alle fünf Minuten. Ein Ausweichen auf einen Regionalzug ist ebenso möglich. Nur muss man dann damit rechnen, dass es beim Ein- und Aussteigen recht eng zugeht. Ein Regio hat einfach weniger Türen als eine S-Bahn.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.