Verwaiste Bauwüste: Stillstand am Rathausplatz wegen Zuständigkeitsgerangel

Frühstück auf der Geisterbaustelle. Die Rathausplatzsanierung wurde vor drei Monaten gestoppt. | Foto: Dirk Jericho
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Wedding. Erneut blockieren Unstimmigkeiten zwischen den beiden Grundstückseigentümern Bezirk und BIM die Neugestaltung des Rathausumfeldes. Die Kosten für die Platzsanierung sind bereits von 2,8 Millionen Euro auf 4,3 Millionen Euro gestiegen.

Ein staubige Brache, Müll im Gebüsch, überall Bauzäune – so präsentiert sich seit Monaten der Platz zwischen Schillerbibliothek und Rathaus Wedding. Das Café Simit Evi kann seine Gäste nur noch auf einem Ministreifen direkt am Bauzaun mit Blick auf die Bauwüste bewirten; die Außenterrasse wurde längst plattgemacht. Doch Bagger oder Arbeiter sind auf dem Rathausplatz nicht zu sehen.

Die im Mai 2015 begonnene Neugestaltung des sogenannten Rathausumfeldes wurde am 6. Juni gestoppt. Auf den eingezäunten Flächen rund um den ehemaligen Rathausturm, dem jetzigen Jobcenter, zwischen Genter Straße und Müllerstraße, passiert nichts.

„Ungeklärte Abstimmungen“
Grund sind erneut „ungeklärte Abstimmungen“ zwischen der Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) und dem Bezirk, wie Karsten Scheffer sagt. Er koordiniert als sogenannter Gebietsbeauftragter für das Aktive Zentrum und Sanierungsgebiet Müllerstraße im Auftrag des Bezirks die millionenschwere Aufwertungskampagne rund um die Müllerstraße. Der BIM gehören der Jobcenterturm und der ehemalige BVV-Saal, der derzeit ebenfalls für das Jobcenter saniert wird, sowie Teile der Außenflächen. Erst haben Bezirk und BIM ewig um die Grundstückszuschnitte gestritten und um die Frage, wer für die Pflege der neuen Freiflächen zuständig ist, jetzt hängt das Projekt wieder im Zuständigkeitsgerangel fest. Diesmal geht es um die Leitungen für Regenentwässerung und Trinkwasser, die auf dem Rathausplatz verlegt werden. Wegen der Abrechnungen müssen die getrennt und „sauber den beiden Eigentümern BIM und Bezirk zuzuordnen sein“, sagt Scheffer. Diese Arbeiten „waren so erst nicht vorgesehen“, so der Planer. Die Abstimmungen seien „aufwendig und umfangreich“.

Wegen der Zuständigkeitsstreitigkeiten hatte sich auch der Baubeginn immer wieder verzögert. Der Fertigstellungstermin Ende 2016 wurde nun auf Ende 2017 verschoben. „Schade, dass wir im Sommer nicht bauen konnten“, so Scheffer. Aber nicht nur der Bezirk hat eine Saison verloren, sondern auch die Betreiber des Cafés, die kaum noch Außenplätze anbieten konnten. Offiziell wollten sie sich zu dem ärgerlichen Thema nicht äußern.

Schöne Pläne

Bereits 2012 hatte das ANNABAU-Architekturbüro einen Freiraumwettbewerb für das Rathausumfeld gewonnen. Der Rathausvorplatz soll barrierefrei umgebaut werden, so dass es keine Stufen und Treppen mehr gibt. Alle Geländesprünge werden durch Schrägen angeglichen. Um die Beuth-Hochschule mit der Müllerstraße zu verbinden, sollen attraktive Verbindungen zwischen Genter Straße und Müllerstraße entstehen. Entlang des Rathausaltbaus auf der ehemaligen Limburger Straße ist eine breite Baumallee mit Skulpturengarten, Sitzbänken und Tischen mit Brettspielen geplant. Vor der neuen Schillerbibliothek verläuft ebenfalls eine Promenade. Nachts sollen beide Wege beleuchtet werden. Clou ist ein Lesegarten mit einem Dutzend Sitzbänken und genauso vielen Leselampen zwischen Jobcenter und dem gläsernen Schillerbibliotheksneubau. Die Parkplätze hinter dem Rathausturm sollen verschwinden und einem kleinen Park weichen, in dem man auf der Wiese liegen oder auf mehreren Sitzbänken entlang der diagonal verlaufenen Wege ausruhen kann.

Beim Anblick der Müllberge und Stein- und Sandhaufen rund um den Jobcenterturm kann man sich das alles derzeit schwer vorstellen. DJ

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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