Schulsenatorin Sandra Scheeres startet Sonderprogramm
Die Schule macht einen gepflegten Eindruck; es gibt eine Lernwerkstatt für naturwissenschaftliche Experimente und eine Schulstation, in der sich Sozialarbeiter um die Kinder der Ganztagsschule kümmern. Und dennoch sagt Angelika Suhr, Leiterin der Wedding-Grundschule in der Antonstraße, dass sie "den Bildungsauftrag nicht gut erfüllen kann". Ihre Schule mit 450 Kindern, 85 Prozent mit ausländischen Wurzeln, sei eine Brennpunktschule, so Suhr. Durch das neue "Mutprogramm", wie SPD-Fraktionschef Raed Saleh die geplante Extraförderung nennt, bekommt Suhr die kommenden sechs Jahre 100 000 Euro jährlich. Wofür sie das Geld ausgeben, können die Schulen selbst entscheiden. "Wir werden das jetzt in Ruhe überlegen", sagte Angelika Suhr beim Rundgang mit Saleh und Scheeres. Sie hätte gern noch einen Sozialarbeiter, braucht Geld für Theater- und Kunstprojekte oder möchte ein naturwissenschaftliches Zentrum bauen. Von dem Programm profitieren Schulen, in denen mindestens die Hälfte aller Schüler von der Zuzahlung zu Lernmitteln befreit (lmb), also die Eltern Sozialhilfeempfänger sind. Ab 50 Prozent lmb-Anteil gibt es jährlich 50 000 bis 65 000 Euro, ab 75 Prozent 100 000 Euro. Die Zahlung ist mit einem Bonussystem verknüpft. "Wir wollen Erfolge sehen", sagte Saleh. Die Schulaufsicht evaluiert zum Beispiel die Entwicklung der Schulabbrecherquote oder die Sprachentwicklung. In Mitte sind insgesamt 36 Schulen im Förderprogramm, die meisten aus Wedding. Nur vier Schulen liegen im Altbezirk Mitte (GutsMuths-Grundschule, City-Grundschule, Hemingway-Grundschule, Schule am Zillepark). Nicht dabei sind die Weddinger Andersen-Grundschule, die Leo-Lionni-Grundschule, die Möwensee-Grundschule, die Rudolf-Wissell-Grundschule, die Schule in der Charite und die Vineta-Grundschule. Die Vineta-Schule hat 90 Prozent Migrantenanteil, die Rudolf-Wissell-Schule 88 Prozent. Anscheinend sind die Eltern nicht arm genug, dass zusätzliches Geld in diese Schulen fließt. Die Schulen wurden nicht nach dem Anteil von Migrantenkindern, sondern ausschließlich nach der "sozialen Situation" ausgewählt, erklärt Raed Saleh, für den die Förderung eine "Frage von arm und reich ist". Doch auch andere Schulen, in denen der Anteil der zuzahlungsbefreiten Schüler unter 50 Prozent liegt, brauchen Sozialarbeiter und zusätzliche Projektgelder. Das Millionenprogramm muss noch vom Abgeordnetenhaus genehmigt werden.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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