Vorbildliche Nachbarschaftshilfe: Hilfsnetzwerk für Senioren funktioniert
Was kommt heraus, wenn zwei sozial engagierte Frauen die Köpfe zusammenstecken? Etwas Gutes: In der Eichkamp Siedlung hat sich seit Sommer 2017 ein gut funktionierendes Hilfsnetzwerk für Senioren entwickelt.
Regina Werk, die für die Kontaktstelle PflegeEngagement von Berufswegen versucht, in den Kiezen Bürgernetzwerke aufzubauen, ist auf die gute Seniorenarbeit im Haus Eichkamp aufmerksam geworden. Um sich mit der treibenden Kraft dahinter auszutauschen, besuchte sie im vergangenen Sommer Helga Neumann, 75 Jahre alt, Mitglied der Führungsriege des Siedlervereins Eichkamp. Die Idee eines Hilfsnetzwerks für Senioren war dann schnell geboren. Neumann: "Im Idealfall unterstützen sich drei Generationen gegenseitig. Die Jüngeren helfen den Älteren bei kleineren Sachen, dafür bekommt der Nachwuchs vielleicht eine Ersatz-Oma." Regina Werk unterstützt das Projekt mit ihrem Know-how. Das Ganze laufe zwar noch nicht wie geölt, aber immerhin hätten sich nach der Auftaktveranstaltung im Juli 2017 um die 20 Duette beziehungsweise Trios gebildet, bei denen das Konzept funktioniert. Jüngere Paare mit Kindern zeigten zwar ebenfalls Interesse, sagt Neumann, hätten aber zumeist selber genug um die Ohren mit ihren Kindern und deshalb keine Zeit. Und so sind es also eher die, deren Kinder bereits aus dem Haus sind oder rüstigere Senioren, die ihren weniger mobilen Nachbarn helfen.
Neumann selbst lebt die Idee vor: "Eine Dame rief uns sehr aufgebracht an und sagte, sie habe Wasser im Keller. Mein Mann und ich sind hingefahren, haben uns eine kleine Pumpe besorgt und den Keller wieder trockengelegt. Innerhalb von einer Stunde war das erledigt, aber die Frau hätte es nicht geschafft." Den großen Kopfstand brauche keiner Helfer machen. "Jeder macht das, was er leisten kann. Oft ist schon geholfen, wenn man für die Betroffenen jemanden anruft, der das Problem lösen kann." Ist der Weg zum Briefkasten etwa vereist, ist es ein Leichtes, die Post mal eben ins Haus zu bringen. Aber es gibt auch Beispiele, wo das Engagement füreinander sehr ausgeprägt ist. "Wir haben eine Frau in der Siedlung, die hat in jungen Jahren einen Schlaganfall erlitten und ist nun auf den Rollator angewiesen. Sie möchte aber unbedingt selber ihren wöchentlichen Einkauf erledigen", erzählt Neumann. "Es hat sich eine Frau gefunden, die sie begleitet. Dafür opfert sie drei Stunden."
Ein derartiges Hilfsnetzwerk aufzubauen, ist nicht leicht. Nicht immer kennen sich Betroffene und Helfer, Vertrauen muss aufgebaut werden und auch die Chemie muss stimmen. "Das funktioniert hier so gut, weil die Seniorenarbeit im Haus Eichkamp schon sehr rege war und ist und es in Frau Neumann die perfekte 'Türöffnerin' gibt", sagt Regina Werk. Trotzdem war es Helga Neumann zunächst unangenehm, die Menschen anzurufen und fürs Mitwmachen zu werben. "Erstaunlicherweise hat niemand negativ reagiert", sagt sie. Durch die Institutionalisierung der Nachbarschaftshilfe würden in der Regel Schwellenängste abgebaut, sagt Werk. Für sie verberge sich hinter der Kooperation auch der Präventionsgedanke. "Schon durch kleine Hilfestellungen können Unfälle im Haushalt und Verletzungen verhindert werden. Ein Ansprechpartner in der Nachbarschaft wirkt zudem gut gegen Einsamkeit und ganz wichtig: Wir bekommen mit, wenn erweiterter Pflegebedarf besteht."
Autor:Matthias Vogel aus Charlottenburg |
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