Gerüche mit dem Handy erfassen
BI "Wilhelm gibt keine Ruh" entwickelte App

Das Industriegebiet Flottenstraße vom Bahndamm des S-Bahnhofs Wilhelmsruh aus betrachtet. Von hier kommen unangenehme Gerüche in die Wilhelmsruher Wohngebiete herübergewabert. | Foto: Torsten Hofer
  • Das Industriegebiet Flottenstraße vom Bahndamm des S-Bahnhofs Wilhelmsruh aus betrachtet. Von hier kommen unangenehme Gerüche in die Wilhelmsruher Wohngebiete herübergewabert.
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Wie stark sind die Geruchsimmissionen, die aus dem Gewerbegebiet an der Reinickendorf Flottenstraße in die Wilhelmsruher Wohngebiete herüberwabern? Das können die Anwohner mit der App „Frischluftheld:in“ messen.

Immer wieder kommt es zu Geruchsbelästigungen aus dem Industriegebiet Flottenstraße. Die Gerüche ziehen über den Bahndamm hinweg nach Wilhelmsruh. Wegen des Gestanks gibt es viele Beschwerden aus der Bevölkerung, berichtet Abgeordnetenhausmitglied Torsten Hofer (SPD). Das wirkt sich auch nachteilig auf den Wohnungsbau im Ortsteil aus. So liegt das seit Jahren geplante Bauvorhaben „Wilhelmsruher Tor“ auf Eis. An der Kopenhagener Straße, unweit des Bahnhofs Wilhelmsruh, sollten 400 Wohnungen und eine Kita entstehen. Ein Geruchsgutachten kam allerdings zu dem Ergebnis, dass der Gestank so stark ist, dass die Werte der Ge-ruchsimmissionsrichtlinie überschritten werden. Der geplante Wohnungsbau sei dort nicht möglich.

Wilhelmsruher Bürger, die sich über den Gestank beschweren, werden von der Senatsumweltverwaltung indes gebeten, die Gerüche genau zu protokollieren. Dazu gibt es einen „Geruchserfassungsbogen“, der per Hand ausgefüllt werden muss. Der Bogen hat sich allerdings als unkomfortabel erwiesen, berichtet Torsten Hofer. „Die Bürger möchten ihre Beschwerden lieber digital abgeben. Das ist praktischer und geht auch bedeutend schneller.“ Deshalb hat die Bürgerinitiative „Wilhelm gibt keine Ruh“ ehrenamtlich die Beschwerde-App „Frischluftheld:in“ entwickelt. „Aus meiner Sicht leistet eine solche App einen Beitrag zur Digitalisierung der Verwaltung. Ich werte die App der Bürgerinitiative als großen Erfolg. Denn der Senat wird schon bald eine eigene Vor-Ort-Überprüfung durchführen“, so Hofer. Das erfuhr der Abgeordnete nach entsprechenden Anfragen.

„Insgesamt wurde aus den Beschwerdemeldungen die Schlussfolgerung gezogen, dass eine großflächige Rasterbegehung in den bestehenden Wohngebieten um das Industriegebiet Flottenstraße zur objektiven Bewertung der Geruchssituation in Wilhelmsruh und eventuellen Ableitung von weitergehenden Maßnahmen notwendig ist“, teilte ihm Umwelt-Staatssekretär Stefan Tidow (Bündnis 90/ Die Grünen) mit. „Diese wird im Moment durch die Senatsverwaltung vorbereitet.“

Beschwerden erfasst und analysiert

Der Senat hat alle Beschwerden, die über die App der Bürgerinitiative zwischen dem 27. September und dem 5. November eingegangen sind, inzwischen analysiert. Die Meldungen wurden qualitativ hinsichtlich Windrichtung und möglichem Verursacher sowie quantitativ hinsichtlich möglicher Überschreitung der Immissionswerte überschlägig ausgewertet. Die Mehrzahl der gemeldeten Geruchsereignisse scheine ursächlich tatsächlich aus dem Industriegebiet Flottenstraße zu kommen, erfuhr Hofer von der Senatsverwaltung.

„Meines Erachtens sollte der Senat diese App auf seiner Internetseite verlinken oder sogar eine eigene App entwickeln“, sagt der Abgeordnete. Die Senatsumweltverwaltung sieht das aber anders: „Diese App hat nicht zu einer Vereinfachung geführt, da sie für eine Beurteilung nicht vollständig ist“, erklärt die Umweltverwaltung. Der Senat betrachte die App lediglich als Ergänzung für das ordnungsbehördliche Handeln.

Senat hält an Erfassungsbogen fest

Die Senatsumweltverwaltung hält stattdessen an ihrem Geruchserfassungsbogen fest: „Der von der Senatsverwaltung entwickelte Geruchserfassungsbogen erfüllt alle Voraussetzungen und kann sowohl elektronisch als auch schriftlich ausgefüllt und versandt werden. Der Senat plant, einen Geruchserfassungsbogen auf der Internetseite der Senatsverwaltung einzustellen“, teilt man Hofer mit.

„Ich finde es zwar gut, dass die Senatsumweltverwaltung den Geruchserfassungsbogen auf ihrer Internetseite einstellen wird“, erklärt der Abgeordnete. „So wie ich die Umweltverwaltung verstehe, möchte sie allerdings nur eine PDF-Datei zum Download anbieten. Das ist für mich kein gelungener Beitrag zur Digitalisierung der Verwaltung. Da gibt es bessere Möglichkeiten, wie zum Beispiel die ehrenamtlich entwickelte Beschwerde-App ‚Frischluftheld:in‘. Man muss die App lediglich um die noch fehlenden Angaben ergänzen.“

Weitere Informationen zur App finden sich auf www.wilhelm-gibt-keine-ruh.de/.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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