Zum Schutz der Tiefwerder Wiesen: Zäune bleiben auch ohne Büffel verschlossen
Das Bezirksamt hat den Wunsch einer Anwohnerin abgelehnt, die umzäunten Weideflächen der Tiefwerder Wiesen im Winter für Spaziergänger zu öffnen – also immer dann, wenn keine Wasserbüffel dort weiden.
Seit etwa sechs Jahren grast eine Herde Wasserbüffel auf einem gut 15 Hektar großen Areal auf den Tiefwerder Wiesen und zwar immer vom Frühjahr bis zum Herbst. Damals hatte der Bezirk das Projekt zur natürlichen Beweidung des Landschaftsschutzgebietes gestartet. Die Weideflächen sind umzäunt, also für Spaziergänger tabu, was aber offenbar nicht jedem gefällt.
So schlug eine Anwohnerin in der März-Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung in ihrer Einwohneranfrage vor, die umzäunten Areale analog zu den Rieselfeldern in Berlin-Buch zumindest in den Phasen für Erholungssuchende zu öffnen, in denen keine Tiere darauf grasen. Umweltstadtrat Andreas Otti (AfD) wies das Anliegen von Bettina Knape zurück, und erklärte auch, warum. So seien die Tiefwerder Wiesen 1960 wegen ihres hohen Artenreichtums als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen worden. Das habe zwar Naherholungswert, sei als naturnahes Auwald-Ökosystem aber für das allgemeine Betreten weder vorgesehen noch geeignet. Sprich, Spaziergänger müssen sich auf dem vorgeschriebenen Holzbohlen-Rundweg halten. „Für Erholungssuchende gibt es außerhalb der umzäunten Weideflächen genug Platz“, sagte der Umweltstadtrat, weshalb der Gang auf die Weideflächen für ein Naturerlebnis nicht zwingend erforderlich sei. Zudem seien die Flächen in feuchten Wintern sehr nass.
Unterschiede zu den Rieselfeldern in Buch
Was die Hobrechtsfelder Rieselfelder in Buch betrifft, so sind diese laut Stadtrat um eine Vielfaches größer als die Tiefwerder Wiesen. „Damit ist zwischen Mensch und Büffel ein viel größerer Abstand möglich.“ Außerdem würden die Tiere aufwendig kontrolliert, weil die Beweidung dort ein Forschungsprojekt sei. Auf den Tiefwerder Wiesen sei dieser Aufwand hingegen nicht leistbar. Auf den Rieselfeldern in Buch beweiden die tierischen Landschaftsgestalter rund 820 Hektar. Die Areale sind umzäunt, über 50 Tore aber für die Besucher zugänglich.
Die Anwohnerin wollte außerdem wissen, ob es möglich ist, noch nicht umzäunte Flächen in den Tiefwerder Wiesen in Kooperation mit lokalen Anrainern zu pflegen. Auch auf diese Frage gab es ein deutliches Nein. Weil es sich bei den Wiesen um eine Naturlandschaft handele, müsse der Einfluss des Menschen auf ein Minimalmaß beschränkt bleiben. „Eine andere Pflege als die mit Wasserbüffeln ist deshalb nicht möglich und auch nicht vorgesehen“, so Otti.
Renaturierung in den 80er und 90er Jahren
Die Tiefwerder Wiesen liegen zwischen Südhafen, Heerstraße und Havelchaussee. Das Gebiet mit seinen weitläufigen Wiesenflächen, Havel-Altarmen, Röhricht-Ufern und Auwald ähnlichen Gehölzen wurde in den 1980er und 1990er Jahren für rund 1,6 Million Euro renaturiert. Fahrdämme und Uferverbauungen verhinderten damals den ungehinderten Wasserabfluss und führten so, auch wegen der zunehmenden Verlandung der Wiesenflächen, zu einem erheblichen Artenrückgang. Zwischen 2012 und 2015 ließ der Bezirk die Tiefwerder Wiesen ökologisch aufwerten und kündigte dafür unter Protest die Pachtverträge mit Kleingärtnern der Kolonie „Klein-Venedig“. Mit Fördermitteln in Millionenhöhe wurden in dem Landschaftsschutzgebiet dann kontaminierte Böden, Fundamente und störende Verbauungen entfernt. Die Wiesen gelten heute als das letzte natürliche Überflutungsgebiet Berlins. Die Wasserbüffel sollen für die Offenhaltung dieser Naturlandschaft sorgen. Die Kosten hierfür trägt der Bezirk, finanziert vom Land Berlin.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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