Gegen ein Bauvorhaben am Cornelsenweg regt sich Protest

Entweder Wiese oder Wegzug: Schriftstellerin Jenny Schon sammelt Unterschriften für das Idyll vor ihrem Haus. | Foto: Schubert
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Schmargendorf. Neuer Widerstand gegen Wohnungsbau: Anwohner der Sodener Straße verweigern die Nachverdichtung vor ihrer Nase. Sie fürchten die Verwandlung einer idyllischen Wiese in eine Wand aus Glas und Beton.

Sonnenuntergänge vor malerischen Landschaften? Ein Ort für solch romantische Vorstellungen war Berlin für sie nie gewesen. Aber dann hörte Jenny Schon vor neun Jahren von einer freistehenden Wohnung in der Sodener Straße, erkannte den seltenen Reiz einer unverbauten Aussicht, zog kurz entschlossen ein.

Jetzt steht Jenny Schon auf der Wiese vor dem Haus und hält Passanten ein Klemmbrett entgegen. Unterschriften sammeln für das satte Grün, für Obstbäume und freien Ausblick - und gegen den Wohnungsbau. Im Raum steht ein Begriff, der im eher locker besiedelten Schmargendorf für Unbehagen sorgt: Nachverdichtung.

Auf dem Areal am Cornelsenweg plant die Unternehmensgruppe Becker & Kries als Eigentümerin des Grundstücks weitere 108 Wohnungen, nachdem sie die bestehende Siedlung mit 208 Unterkünften in den 70er-Jahren errichtet hat. "In Berlin sind Grundstückseigentümer dazu aufgerufen, zu überprüfen, wo noch gebaut werden kann. Pro Jahr kommen rund 40 000 neue Einwohner in die Stadt, was einem Bedarf von bis zu 15 000 Wohnungen entspricht", hatte sich ein Unternehmenssprecher im Juni gegenüber der Berliner Woche geäußert. Bis der entsprechende Bebauungsplan für das Grundstück am Cornelsenweg beschlussreif sei, würden noch bis zu anderthalb Jahren vergehen. Bei einer Auslegung der Pläne gingen Beschwerden ein, mit denen sich Stadtplaner und Politiker bis zum Ende des Jahres befassen müssen.

Sollte Becker & Kries die Nachverdichtung durchsetzen: "Ich würde das nicht aushalten und wegziehen", sagt Jenny Schon. Sie ist den Berlinern als Schriftstellern ein Begriff, aber auch wegen ihren Führungen im Südwesten der Stadt.

Es braucht keinen langen Zollstock, um festzustellen, dass ein Neubau auf der schmalen Wiese den Bestandsbau, in dem sie wohnt, deutlich verschatten würde. Zudem hatte ein Schreiben des Berliner Abgeordnetenhauses aus dem Jahre 1965 den Grundstückseigentümer ausdrücklich verpflichtet, die fragliche Fläche von einer Bebauung freizuhalten. "Demnach sind wir im Recht und man kann das Vorhaben kippen", meint die Autorin. So will die neu gegründete Initiative "Rettet die Cornelsen-Wiese" mit einem entsprechenden Einwohnerantrag die Politik zum Eingreifen zwingen.

1000 Unterschriften braucht die Initiative, damit sich die Gremien der BVV mit dem Problem befassen müssen - bis Ende September will man so weit sein. Jenny Schon, so viel ist sicher, wird noch so manchen Tag mit einem Klemmbrett an ihrer Wiese stehen. Sollte man ihr die Sonnenuntergänge nehmen, hielte sie wohl nichts mehr in Berlin.

Wer den Einwohnerantrag zur Rettung der Cornelsen-Wiese unterstützen möchte, findet Unterschriftenlisten im Buchladen Starick in der Breiten Straße 35 oder unter www.cornelsenwegwiese.de.
Thomas Schubert / tsc
Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

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