Besuch bei der Märchen-Omi
Frosch Fridolin und Berliner Märchenbär geben sich ein Stelldichein

In den beiden Märchenbüchern erzählt die Märchen-Omi Märchen und Geschichten ohne Hexen und Bösewichter.   | Foto: K. Rabe
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  • In den beiden Märchenbüchern erzählt die Märchen-Omi Märchen und Geschichten ohne Hexen und Bösewichter.
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Über 60 Pupppen, Teddys und Plüschfiguren sitzen hübsch ausstaffiert in dem vielleicht 15 Quadratmeter großen Wohnzimmer und füllen die Wände bis unter die Decke. Inmitten dieser märchenhaften Atmosphäre sitzt im roten Glitzer-Pullover Irmgard Edith Müller – die Märchen-Omi.

„Das hier ist meine Märchenmühle“, sagt die 87-Jährige, die es als „Märchen-Omi“ zu einer kleinen Berühmtheit gebracht hat. Die Ideen zur ihren zauberhaften Geschichten kommen ihr hier ganz spontan. In der romantischen Märchenstube in Wilmersdorf holt sich Irmgard Edith Müller Inspirationen für immer neue Märchen.

Plüschfiguren im Regal

Unterstützt wird sie dabei von ihrem zweiten Mann Kurt. Und das schon seit fast vier Jahrzehnten. Fast genauso lange verfasst Irmgard Müller schon ihre Märchen, die sich alle um Frosch Fridolin drehen. „Er ist klein und hat ein riesengroßes Herz“, sagt sie und wie alle ihre Märchenfiguren gibt es den kleinen grünen Kerl wirklich – als Plüschfigur. Ebenso wie Fridolin gehören Ramona und Oliver zu ihren liebsten Figuren, die immer wieder in ihren Geschichten vorkommen.

„Jeden Abend las mir mein Vater ein Märchen der Gebrüder Grimm vor.
Ich fand sie alle schrecklich"

Ihre ersten Märchen und Geschichten ersann sich Irmgard Müller übrigens deshalb, weil sie die alten deutschen Märchen überhaupt nicht mochte. „Jeden Abend las mir mein Vater ein Märchen der Gebrüder Grimm vor. Ich fand sie alle schrecklich. Sie waren so traurig und gruselig. Gut geschlafen habe ich danach nie“, erzählt sie. Schon damals hätte sie sich schöne Märchen gewünscht. Märchen, die glücklich machen und nach denen man ruhig und friedlich schlafen konnte. „Wenn ich doch nur schreiben könnte“, wünschte sie sich damals. Bis sie dann aber ihre ersten eigenen Märchen schrieb, dauerte es noch bis Ende der 70er-, Anfang der 80er-Jahre.

Ehemann Kurt schreibt Lieder zu den Märchen

Auf die Idee, ihre fantasievollen und lebensnahen Geschichten und Märchen aufzuschreiben und zu veröffentlichen, hat sie schließlich ihr Mann Kurt gebracht. Sie lernte ihn 1985 kennen. Damals lebte sie in Peine. Von Anfang an war er fasziniert von ihren Geschichten. „Sie schafft es, dass man schon nach dem Lesen der ersten Sätze in die Geschichte hereingezogen wird. Die Figuren werden sofort lebendig.“ Die beiden werden in den 80er-Jahren so etwas wie ein Märchen-Dream-Team. Kurt bereicherte die Märchen seiner Frau mit eigenen Liedern zur Gitarre – das ist auch heute noch so. Im heimischen Wohnzimmer in Peine eröffneten beide ihre erste romantische Märchenstube. An jedem Sonntag servierten sie bei Kerzenschein, Tee und Gebäck die neuen Müller-Märchen mit Musik. Als „Singende Märchenerzähler“ wird das Paar zur Berühmtheit in der Region um Peine.

Klaus Wowereit war Gast in der Märchenstube

Ihre Märchenstube in Wilmersdorf richteten sie sich nach der Jahrtausendwende ein. 2002 holte Sohn Oliver die beiden inzwischen Ü60-Jährigen nach Berlin. Allerdings ging der ursprüngliche Plan, in Berlin einen geruhsamen Lebensabend zu verbringen, nicht ganz auf. Berlin war so aufregend und inspirierend, dass die Märchen-Omi nach kurzer Zeit wieder neue Märchen verfasste – mit neuen Hauptfiguren wie dem Berliner Märchenbär und neuen Schauplätzen mitten in Berlin. Dazu kamen auch neue Lieder von Kurt. Das Märchen-Duo ist samt Märchenstube schon in kurzer Zeit in der Hauptstadt angekommen und hier nicht weniger beliebt. Die Oster- und Weihnachtsmärchen wurden im bezirklichen Heimatmuseum vorgestellt und sogar der damals amtierende Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit war in Müllers Märchenstube zu Gast und entpuppte sich als echter Märchenfan.

Zwei neue Weihnachtsmärchenbücher
auf dem Markt

Alle Märchen der Märchen-Omi sind in Büchern zusammengefasst. Zehn Bücher mit vielen Fotos und auch Liedern von Kurt Müller sind inzwischen im Eigenverlag erschienen. Derzeit ganz aktuell sind die beiden Weihnachtsbücher „Lichterglanz und Sternengold“ sowie „Tannengrün und Mondenschein“. Auf insgesamt 400 Seiten sind 24 Weihnachtsmärchen mit 20 Fotos und 18 neuen Liedern veröffentlicht. In den Märchen kommen Menschen, Tiere und auch Pflanzen zu Wort, es werden Weihnachtsbräuche hinterfragt und Geschichten – alltägliche wie wundersame – aus der weihnachtlichen Millionenstadt Berlin erzählt. So vielfältig die Märchen auch sind, eines haben sie gemeinsam: Es gibt keine Hexen und andere Bösewichte.

Die Bücher können auf www.maerchenomi-berlin.de bestellt werden.

Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

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