100 Jahre Groß-Berlin: Von Wannseebahnen und Adligen
Die Entstehung des Mexikoplatzes kurz vor der Gründung von Groß-Berlin

Der Mexikoplatz entstand mit dem Bau der Eisenbahnlinie Berlin-Potsdam zwischen 1905 und 1907. Von der Landgemeinde Zehlendorf war man in 17 Minuten in der Hautpstadt Berlin. | Foto: Ulrike Martin
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  • Der Mexikoplatz entstand mit dem Bau der Eisenbahnlinie Berlin-Potsdam zwischen 1905 und 1907. Von der Landgemeinde Zehlendorf war man in 17 Minuten in der Hautpstadt Berlin.
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von Dr. Sebastian Weinert

Wer heute mit der S1 von Frohnau bis zum Mexikoplatz fährt, kann sich kaum vorstellen, dass Zehlendorf einst nicht zu Berlin gehörte. Aber es war so. Wie viele andere Randbezirke war Zehlendorf zunächst eine selbstständige Landgemeinde. Ebenso wenig bekannt ist, dass ein oberschlesischer Adliger eine wichtige Rolle bei der Entstehung des Areals rund um die Argentinische Allee spielte.

Es handelt sich um Guido Graf Henckel Fürst von Donnersmarck (1830-1916). Der oberschlesische Industrielle war aufgrund seines Engagements in der Montanindustrie um die Jahrhundertwende einer der reichsten Einwohner Preußens. Im Jahr 1900 wandte er sich einem weiteren lukrativen Geschäftsfeld zu: der Immobilienbranche.

In Berlin stieg im Zuge der Industrialisierung zwischen 1850 und 1900 die Einwohnerzahl von 400 000 auf über 1,9 Millionen. Die Folge waren beengter Wohnraum, Hygieneprobleme und Wohnungsmangel. Wer konnte, zog in die Vorstädte – zum Beispiel nach Zehlendorf. Die Landgemeinde war attraktiv, denn die Wannseebahn verband sie mit Potsdam und Berlin.

1901 erwarb Guido von Donnersmarck dort durch die Zehlendorf-West Terrain AG rund 100 Hektar Land und ließ es infrastrukturell erschließen. Am 1. Mai 1905 eröffnete beispielsweise das sehenswerte Bahnhofsgebäude am Mexikoplatz. Die beiden Architekten Alfred Lesser und Gustav Hart orientierten sich am damals modernen Jugendstil. Das spiegelt sich in den aufwendigen Formen und geschwungenen Linien des Gebäudes wider. Von hier aus erreichte man in 17 Minuten die Hauptstadt Berlin. Heute steht der gesamte Mexikoplatz unter Denkmalschutz.

Die Investition war für Guido von Donnersmarck ein finanzieller Erfolg. Deswegen erwarb er im Jahr 1907 weitere 750 Hektar Land – dieses Mal in der Stolper Heide im Norden Berlins. Er gründete damit die Gartenstadt Frohnau, die ebenfalls 1920 Teil Groß-Berlins wurde.

Guido von Donnersmarck erlebte dies jedoch nicht mehr. Er starb 1916. Seine letzte Lebensleistung war die Gründung der Fürst Donnersmarck-Stiftung. Seine Stiftung für Menschen mit Behinderung ist bis heute unter anderem in Frohnau und Zehlendorf aktiv –den Bezirken, die eng mit ihm verbunden sind.

Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

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