Friedhöfe als Todesfallen für Eichhörnchen
Steglitz-Zehlendorf. Auf Friedhöfen ertrinken immer wieder Eichhörnchen und andere Kleinsäuger in den Becken für Gießwasser. Der Grund: Die durstigen Tiere gelangen zwar in die Becken, aber nicht mehr heraus – an den glatten Wänden rutschen sie ab und können nicht zum Rand emporklettern.
Tanya Lenn von der Eichhörnchenhilfe Berlin-Brandenburg kennt das Problem seit Längerem. „An einem heißen Tag im Sommer 2016 haben wir auf einem einzigen Friedhof in Steglitz drei ertrunkene Hörnchen gefunden“, berichtet sie. „Man wagt nicht, diese Bilanz auf Berlin oder gar deutschlandweit hochzurechnen.“ Besonders tragisch sei es, wenn Muttertiere ertrinken. „Dann stirbt der ganze Wurf.“ Auch Vögel, Mäuse und Ratten fallen den Wasserbecken zum Opfer, manchmal sogar Katzen und Frösche. Die Tiere kämpfen vergeblich, es gibt keine Rettung, es sei denn, ein Besucher greift helfend ein.
„Es gibt durchaus Friedhöfe, auf denen lediglich Wasserhähne im Boden installiert wurden oder Becken, die mit Gittern gesichert sind“, sagt Tanya Lenn. Allerdings sei es kostenintensiv, die alten Behälter schnell abzuschaffen und durch sichere Alternativen zu ersetzen.
Guter Rat muss aber nicht teuer sein, denn es ist relativ einfach, Abhilfe zu schaffen. Ein Ast oder ein Holzstock im Wasserbecken, versehen mit dem Hinweis „Kleintierausstieg“, kann als Kletterhilfe oder „Notfalltreppe“ dienen – eine Maßnahme, die nicht viel Zeit und noch weniger Geld kostet. Praktiziert wird diese Methode bereits auf einem Friedhof in Wittenau.
Auf dem Friedhof Bergstraße in Steglitz gab es im Herbst 2016 ebenfalls einen solchen Versuch, der jedoch scheiterte. „Der Fachbereich Grünflächen hatte beispielhaft aus Ästen eine Ausstiegshilfe für Kleinsäuger installiert“, berichtet die zuständige Stadträtin Maren Schellenberg (B‘90/Grüne). „Ein Hinweisschild wurde angebracht, das ebenso wie die Äste von Unbekannt wieder entfernt wurde.“
Jetzt soll das Problem erneut angegangen werden. Aufgrund eines Beschlusses der Bezirksverordnetenversammlung prüft das Bezirksamt, wie die Maßnahmen umgesetzt werden können. „Wir überlegen, ob sich anliegende Ausbildungs- und Bildungseinrichtungen um dieses Vorhaben kümmern können“, sagt Schellenberg. Allerdings sieht die Stadträtin ein Problem in der Kontrolle von Ausstiegshilfen und Schildern, denn immerhin gebe es auf den zehn landeseigenen Friedhöfen im Bezirk mit einer Gesamtfläche von 110 Hektar rund 100 Wasserbecken. „Vielleicht kann diese Aufgabe von ,Wasserbeckenpaten‘ geleistet werden.“
Die Gefahr, dass Kletterhilfen aus Unwissenheit wieder entfernt werden, bestehe durchaus, erklärt Tanya Lenn. Deshalb appelliert sie an Friedhofsbesucher: „Deponieren Sie einen Stock als Ersthilfemaßnahmen im Becken und belassen Sie die bereits vorhandenen an ihrem Platz.“ Die Eichhörnchenhilfe sei übrigens über Hinweise auf positive wie negative Veränderungen dankbar. uma
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
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