Kinder auf Kunst neugierig machen

Tausende Bücher über Kunst hat Waldtraut Braun an Schulen verteilt. | Foto: Ulrike Martin
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Zehlendorf. Mehr als 8000 Bücher wurden kürzlich an Berliner Schulen verschenkt. Bücher, die junge Leser an Kunst heranführen. Gestiftet hat sie Waldtraut Braun, die Herausgeberin. Die 76-Jährige hat damit ein Lebenswerk zum Abschluss gebracht.

Wie kam es dazu? Waldtraut Braun hat sich seit ihrer Jugend für Kunst interessiert. Im Alter von 14 bis 19 Jahren lebte sie in Bagdad, wo ihr Vater an der deutschen Botschaft tätig war. Sie kam dort mit bedeutenden Kunstschätzen in Berührung. Mit ihrem Mann Günter teilte sie später die Begeisterung für Kunst. „Wir haben kein Museum ausgelassen.“ Und nachdem ihre drei Kinder erwachsen waren, belegte sie als Gasthörerin Kurse in Kunstgeschichte an der Freien Universität.

Irgendwann fragte sie sich, warum es kaum Bücher gab, die bei Kindern die Neugier auf Kunst und Museen wecken. Solche, die sie von Auslandsreisen mitbrachte. Schließlich entschied sie sich, die Sache selbst in die Hand zu nehmen und wurde Herausgeberin. Kindgerechte Bücher wollte sie machen, spannend und informativ. Sie suchte Autoren und Illustratoren, sprach mit Museen. Die Verlage zu überzeugen, war nicht allzu schwer, da sie und ihr Mann, der lange Jahre Geschäftsführer der Industrie- und Handelsbank war, die Produktionskosten übernahmen. Der erste Band „Iwar steigt aus“ 1997. Er handelt von dem Dichter Iwar von Lücken, der aus einem Otto-Dix-Gemälde heraussteigt und einem gelangweilten Jungen aus seinem Vagabundenleben erzählt.

1999 erschien „Das Museum Berggruen“, der erste von sechs Bänden, die in Klassensätzen verschenkt wurden. Danach folgten Werke über Sanssouci, die Gemäldegalerie Berlin, Max Liebermann, das islamische und das vorderasiatische Museum. Kindgerecht sind die Bücher, leicht verständlich, versehen mit kleinen Spielen, Rätseln, sogar Basteleien. Die jungen Leser werden direkt einbezogen, zum Mitmachen motiviert.

Große Begeisterung

In den Schulen war die Begeisterung groß. Waldtraut Braun zeigt Mappen mit zahlreichen Dankeschön-Briefen. „Ich mag Kunst, weil man coole Sachen herstellen kann“, ist da zu lesen oder „ich finde diese Museumsbücher sehr spannend“. „Es kommt vor, dass die Augen plötzlich Beine bekommen und dann kann man in einem Bild spazieren gehen“, schreibt ein Schüler über einen Ausstellungsbesuch. Anekdoten kann Waldtraut Braun auch erzählen. So gab es große Aufregung unter den Wärtern im Museum Berggruen, als eine Schülerin ein Bild berührte. Später schrieb sie in einem Aufsatz: „Ich wollte einmal einen Picasso anfassen.“

Waldtraut Braun hat es geschafft, ihren Traum zu verwirklichen: „Ich wollte Kindern einen Zugang zur Kunst ermöglichen, das war mir immer ein Anliegen. Und sie sollten schöne Bücher in die Hand bekommen.“ Diese selbst gestellte Aufgabe ist jetzt beendet, Neuauflagen wird es keine mehr geben. Die 8280 Bücher, die Ende August innerhalb einer Woche verteilt wurden, waren Restposten.

Für die Zukunft plant Waldtraut Braun eventuell ein paar kleinere Projekte, kann aber noch nichts Konkretes sagen. Auf jeden Fall wird sie Sammlerin bleiben: Sie bewahrt in kleinen Fächern Steine aus aller Welt auf. Den Grundstock legte vor vielen Jahren der Lapislazuli, den sie in Bagdad gefunden hatte. Er kommt übrigens auch in einem ihrer Bücher vor: als Träne, die ein Drache geweint hat. uma

Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

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