AG Spurensuche verlegt Stolperstein für den Expressionisten Fritz Ascher

So porträtierte Ed Bischoff im Jahre 1912 Fritz Ascher, das Ölgemälde ist eine private Leihgabe für die Sonderausstellung.
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In der Weimarer Republik wurde er so geschätzt wie George Grosz oder Otto Dix. Nach 1945 geriet er in Vergessenheit. Jetzt soll an den durch das Nazi-Regime verfolgten Berliner Expressionisten Fritz Ascher erinnert werden. Am Mittwoch, 21. Februar, verlegt die AG Spurensuche der Kirchengemeinde Schlachtensee 11 Uhr vor dem Haus Niklasstraße 31-23 einen Stolperstein.

In diesem Haus lebte der 1895 in Neugard/Westpreußen geborene Ascher mit seinen Eltern und beiden Schwestern ab 1908. Das Talent von Fritz Ascher wurde früh entdeckt. Bereits mit 16 Jahren studierte er bei Max Liebermann, der ihm zu einem Stipendium an der Akademie für Bildende Künste in Königsberg verhalf. Zurück in Berlin hatte Ascher ab 1913 berühmte Lehrer: Lovis Corinth und Kurt Aghte. Expressionistische Maler wie Emil Nolde und Ludwig Meidner beeinflussten ihn. Fritz Ascher malte großformatige Figurenkompositionen und betrieb Charakter- und Milieustudien. Es entstanden aber auch kleine Bleistiftzeichnungen. In diesem Spannungsfeld fand der Maler seine eigene expressionistische Bildsprache.

Er war mit den Künstlern des Blauen Reiters und des satirischen Wochenmagazins Simplicissimus bekannt, unter anderem mit Geoge Groscz, Alfred Kubin und Käthe Kollwitz. Die Arbeiten dieser Jahre sind oft von expressiver Religiösität geprägt, aber auch von Themen aus Mythen und Sagen. Ein Beispiel dafür ist der „Golem“ (1916), der zur Sammlung des Jüdischen Museums Berlin gehört.

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten änderte sich Aschers Leben drastisch. Als „entarteter Künstler“ und als rassisch verfolgter Jude erhielt er Arbeits- und Ausstellungsverbot. In der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde er ins KZ Sachsenhausen gebracht und im Januar ins Potsdamer Gefängnis. Ab 1942 überlebte er versteckt in der teilweise ausgebombten Villa Lassenstraße 28 in Grunewald.

Auch nach 1945 blieb Ascher in der Villa. Es entstand ein umfangreiches grafisches und malerisches Spätwerk. Der nahe Grunewald regte ihn dabei zu seinen Landschaftsbildern an. Er malte Sonnenauf- und -untergänge, Baum- und Blumenstücke. Seinem expressionistischen Stil mit kraftvollen Pinselstrichen und ausdrucksstarken Farben blieb er treu. An seine Erfolge in den 1920er-Jahren konnte Ascher nicht mehr anknüpfen. Er starb 1970 in Berlin.

Die 2015 in New York gegründete Fritz Ascher Society hat zwei Ausstellungen mit Werken des Künstlers in Berlin und Potsdam organisiert. Zudem hat die Gesellschaft die Patenschaft für den Stolperstein übernommen.

Die Ausstellung „Leben ist Glühn“ in Charlottenburg in der Villa Oppenheim, Schloßstraße 55 ist noch bis zum 11. März von Di bis Fr 11-17, Sa/So 10-17 Uhr zu sehen
Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

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