"Immer auch eine Art von Nest"
Festgottesdienst und Ausstellung zu 250 Jahre Alte Dorfkirche

Matthias Aettner, Vorsitzender des Heimatvereins Zehlendorf, vor der Wand mit zahlreichen Abbildungen der Alten Dorfkirche. | Foto: Ulrike Martin
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  • Matthias Aettner, Vorsitzender des Heimatvereins Zehlendorf, vor der Wand mit zahlreichen Abbildungen der Alten Dorfkirche.
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Das Wetter hätte zur Jubiläumsveranstaltung zum 250-jährigen Bestehen der Alten Dorfkirche nicht besser sein können. Bei strahlend blauem Himmel und Sonnenschein fand am 14. Oktober ein Festgottesdienst in der Pauluskirche und im Anschluss die Ausstellungseröffnung „Vielfalt im Achteck“ zur Geschichte der Dorfkirche statt.

Wolfgang Huber, bis 2009 Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg schlesische Oberlausitz, sprach in seiner Predigt davon, dass die achteckige Form der Alten Dorfkirche, das Oktagon, die Vollkommenheit der Schöpfung, den Neubeginn des Lebens in der Auferstehung Jesu Christi symbolisiere. Donata Dörfel, Pfarrerin der Paulus-Gemeinde, beschrieb die Dorfkirche mit ihren 200 Plätzen als einen Ort, der immer auch eine Art von Nest gewesen sei. „Dieser Satz hat mir sehr gefallen“, sagte Bürgermeisterin Cerstin Richter-Kotowski CDU). Sie fühle sich mit der Kirche sehr verbunden. „Ich habe hier vor 27 Jahren geheiratet.“

Die Ausstellung im Heimatmuseum zeigt die wechselvolle Geschichte des barocken Bauwerks aus dem Jahr 1768, dessen Errichtung von Friedrich dem Großen veranlasst wurde. Zu sehen sind unter anderem alte Bauzeichnungen, Ansichtspostkarten und eine ganze Wand voller Gemälde, Zeichnungen und Drucke, die die Alte Dorfkirche zeigen. Sogar auf einer Schießscheibe der Zehlendorfer Schützengilde 1893 ist sie abgebildet.

„Mich hat besonders interessiert, dass die Kirche ab 1905 um ein Gemeindehaus erweitert werden sollte“, sagte Matthias Aettner, Vorsitzender des Heimatvereins Zehlendorf, bei der Eröffnung der Ausstellung. Tatsächlich ist dies auf einer Tafel nachzulesen. Hubert Stier, der Architekt der 1903 bis 1905 errichteten Pauluskirche, wollte die Südwest-Fassade der Dorfkirche aufbrechen und dort das Gemeindehaus anbauen. Das abgewinkelte Gebäude hätte bis zur Potsdamer Straße gereicht. Schließlich entstand 1912 ein schräg zur Eingangsachse liegender länglicher Saal, von dem einzelne Zimmer abgingen. Die Gemeinde nutzte diese Räumlichkeiten bis zur Fertigstellung des Gemeindehauses am Teltower Damm 1930.

Nach dem Umbau sank die Alte Dorfkirche in einen Dornröschenschlaf, Verfallserscheinungen zeigten sich. Mit Spenden und Mitteln des Senats konnte sie gerettet und ab 1953 wieder als Gotteshaus genutzt werden.

Lesung mit Altbundespräsident

Ende der 1990er-Jahre gab es Lesungen in der Kirche. Zu Gast waren unter anderem Altbundespräsident Richard von Weizsäcker, die Autoren Peter Härtling und Günter de Bruyn und die Schauspieler Eva Mattes und Rufus Beck. Im neuen Zehlendorfer Heimatbrief des Heimatvereins berichtet Aettner über diese Lesungen. Verblüfft war er über die Nervosität des Altbundespräsidenten, der Sorge hatte, zu schnell oder zu leise zu sprechen. „Ich war um die Erfahrung reicher, dass selbst so gestandene Persönlichkeiten auch nur Menschen sind“, schreibt Aettner.

Noch ist die Sanierung der Alten Dorfkirche nicht abgeschlossen, das Bauwerk ist von innen und außen eingerüstet. Die Risse im Mauerwerk sind beseitigt, der Dachstuhl wird derzeit repariert. Auch auf dem Kirchhof und im Altarraum ist noch viel zu tun. Es werden weiterhin Spenden gesammelt.  Mehr unter: http://dorfkirche-berlin-zehlendorf.de.

Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

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