Vater der deutschen Statistik
Eine Tafel am Kaufhaus Woolworth erinnert an Johann Peter Süßmilch
An der Ecke Teltower Damm und Berliner Straße, dort wo heute das Kaufhaus Woolworth steht, befand sich bis 1929 der Zehlendorfer Erbbraukrug, das Geburtshaus von Johann Peter Süßmilch (107-1767), einem evangelischem Pfarrer, Statistiker und Demograph. Er gilt als Wegbereiter der Bevölkerungsstatistik. Eine Gedenktafel erinnert an ihn.
Süßmilch studierte in Halle und Jena Medizin, Jura und Theologie. Im Ersten Schlesischen Krieg diente er 1741 als Feldprediger, danach war er Pfarrer in Etzien (heute Ketzin) und Knoblauch im Havelland. 1742 trat er sein Amt als Probst und Oberkonsistorialrat in Berlin-Cölln an, 1745 wurde er Mitglied der Königlich-Preußischen Akademie der Wissenschaften. Er hatte Kontakte zu dem Dichter Gotthold Ephraim Lessing und dem Philosophen Immanuel Kant.
Johann Peter Süßmilchs Hauptwerk „Die Göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts, aus der Geburt, dem Tode und der Fortpflanzung desselben erwiesen“ verfasste er bereits 1741. Es gilt als wegbereitendes und bahnbrechendes Werk in der Geschichte der Bevölkerungsstatistik. Süßmilch erwarb sich damit den Ruf des Vaters der deutschen Statistik und Demographie.
In dem Buch kommt er zu der Erkenntnis, dass große Zahlenmengen für statistische Aussagen unabdingbar sind, um Fehldeutungen auszuschließen. Er beschrieb demographische Phänomene, die noch heute zu den zentralen Ansatzpunkten der Bevölkerungswissenschaft gehören. Dazu gehören unter anderem das Heiratsverhalten, die Geburtenrate, die durchschnittliche Lebenserwartung, die Sterblichkeitsrate oder Unterschiede bei Männern und Frauen. Gleichzeitig wollte er in Zeiten der Aufklärung mit dem Leitbild der Vernunft den Nachweis der Existenz Gottes erbringen. Er sah in der Entwicklung als Gesamtes eine Regelmäßigkeit, die er auf eine Vorsehung Gottes zurück führte.
In einer der ersten globalen Bevölkerungsprognosen errechnete Süßmilch, dass die „Tragfähigkeit“ der Erde bei einer Weltbevölkerung von sieben Milliarden liege. Eine Zahl, die 2017 erreicht wurde.
Süßmilch war an Theater, Literatur und der Geschichte seines Heimatlandes interessiert, erlangte aber auch Bekanntheit im Rahmen einer Debatte über den Ursprung der Sprache. Seine These, dass Gott den Menschen die Sprache übermittelt hätte, wurde allerdings von dem Kulturphilosophen und Theologen Johann Gottfried Herder (1744-1803) heftig kritisiert.
Verheiratet war Süßmilch mit Charlotte Dorothea Lieberkühn (1720-1772) . Aus der Ehe gingen zehn Kinder hervor, von denen auf Grund der medizinischen Kenntnisse des Vaters nur eines starb, was in der damaligen Zeit ungewöhnlich war.
Seine unternehmerische Seite zeigte Süßmilch als Betreiber des elterlichen Erbbraukruges, der über Stallungen verfügte. Als Posthalter war er dort für den Fuhrbetrieb mit Pferdekutschen zwischen Potsdam und Berlin zuständig. Später wurde er Dorfschulze von Friedrichshagen, erwarb den zum Schulzengut gehörenden Braukrug, aus dem sich die bekannte Berliner-Bürgerbräu-Brauerei entwickelte.
Auch sozial war Süßmilch engagiert, er war Mitglied in der preußischen Armenkommission. Gegen die hohe Kindersterblichkeit schlug er die Gründung einer Hebammenschule vor, die 1754 eröffnet wurde.
Den Probst-Süßmilch-Weg, eine kleine Fußgänger-Zone zwischen Onkel-Tom-Straße und Clayallee, gibt es seit 1985.
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
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