Zu Hause in der Gemeinde Zur Heimat

Die Pfarrerin vor einem Bild der Hildegard von Bingen, gebastelt von Kindern der Gemeinde. Im Hintergrund ist das Kreuz auf der Wiese zu sehen. | Foto: UlrikeMartin
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Zehlendorf. In der Kirche Zur Heimat steht das Kreuz wie üblich hinter dem Altar – allerdings im Freien, auf der Wiese. Gottesdienstbesucher blicken durch eine breite Glasfront auf das rund drei Meter hohe christliche Symbol. „Falls ich mal langweilig predigen sollte, sorgen die Eichhörnchen in den Bäumen für Unterhaltung“, sagt Pfarrerin Irene Ahrens-Cornely. Seit 18 Jahren ist die Gemeinde mit der Adresse Heimat 27 ihre Arbeitsstätte.

Der Name geht auf die Gemeinnützige Bau- und Siedlungs AG Heimat zurück. Sie errichtete in den 20er- und 30er-Jahren Häuser links und rechts des Teltower Damms. Die ehemaligen Straßen 206 und 207a wurden 1928 und 1938 in Heimat umbenannt. Die Kirchengemeinde trägt seit 1951 den Namen Zur Heimat, hervorgegangen ist sie aus der 1928 gegründeten Gemeinde Zehlendorf-Süd. Bis 1957 fanden Gottesdienste in zwei Baracken, Überbleibsel aus Kriegszeiten, statt. Der moderne Kirchenbau in der Heimat 24, ein Entwurf des Architekten Peter Lehrecke, konnte 1957 eingeweiht werden.

Irene Ahrens-Cornely hat sich fast zwangsläufig mit dem Begriff „Heimat“ auseinandergesetzt, nicht nur wegen des Namens der Kirche. „Das Thema ist hochaktuell, gerade jetzt, wo so viele Flüchtlinge zu uns kommen“. So sei es auch nach Kriegsende gewesen, damals flohen die Menschen aus den Ostgebieten, aus Pommern und Schlesien. In den Baracken gab es Gottesdienste, einen Kindergarten, eine Wärmehalle. „Die Menschen waren entwurzelt, sie suchten eine neue Heimat, die sie hier fanden.“ Die Umbenennung in „Zur Heimat“ sei ein Zeichen einer starken Hoffnung auf Verwurzelung, glaubt die Pfarrerin.

Das hat sich bis heute nicht geändert. „Heimat steht dafür, die Menschen in der Gemeinde zu beheimaten, im gemeinsamen Glauben zu Hause zu sein, eine Zuflucht zu finden.“ Wie wichtig die Bedeutung des Begriffs sei, merke sie gerade bei älteren Mitgliedern aus der Gemeinde und dem Kirchenkreis. „Sie wissen noch selbst oder von ihren Eltern, wie schlimm es ist, auf der Flucht zu sein, und helfen jetzt den Flüchtlingen, die zu uns kommen.“

Heimat sei auch ein Sehnsuchtsort, erklärt die Pfarrerin. Sie bezieht sich auf das Volk Israel, das im Alten Testament von Moses aus der Knechtschaft der Ägypter geführt wurde, was die Christen im Neuen Testament auf sich bezogen als sie unter den Römern zu leiden hatten. Immer gebe es die Suche nach dem Gelobten Land, nach der Stadt Gottes.

Für Irene Ahrens-Cornely, gebürtige Zehlendorferin und Mutter von fünf Kindern, heißt Heimat persönlich einerseits Familie, aber auch Vertrautheit. „Ich fühle mich in meinem Büro, in meiner Gemeinde beheimatet, genauso aber beim Kirchentag, wenn ich die bekannten Lieder höre.“ Wobei die ersehnte Heimat nie ganz erreicht sein sollte. „Dann fehlt der Ansporn, zu helfen, sich weiter zu entwickeln“, sagt die Pfarrerin und zitiert aus dem Hebräerbrief des Neuen Testaments: „Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.“ Heimat sei ein inneres Bild und ein Gefühl. „Damit könnte ich auf der einsamen Insel leben.“ uma

Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

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