Diskussion um künftiges Flüchtlingsdorf an der Potsdamer Chaussee verlief kontrovers

An der Potsdamer Chaussee/Hohentwielsteig entsteht ein Heim für 340 Flüchtlinge. | Foto: Martin
  • An der Potsdamer Chaussee/Hohentwielsteig entsteht ein Heim für 340 Flüchtlinge.
  • Foto: Martin
  • hochgeladen von Ulrike Martin

Zehlendorf. Ein neues Containerdorf für Flüchtlinge entsteht an der Potsdamer Chaussee Ecke Hohentwielsteig. Am Mittwoch, 6. Mai, waren die Anwohner zu einer Informationsveranstaltung eingeladen. Mehr als 200 Bürger kamen ins Rathaus Zehlendorf, um im Bürgersaal Fragen zu stellen.

Die reinen Fakten waren schnell erklärt. Ursprünglich sollte die Gemeinschaftsunterkunft am Osteweg in Lichterfelde errichtet werden. Das Grundstück war mit 5000 Quadratmetern jedoch zu klein. Zudem sei es zu nahe am Ostpreußendamm gelegen, erklärte Stefan Thiel vom Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso). Dort entsteht ebenfalls eine Flüchtlingsunterkunft.

Das Areal an der Potsdamer Chaussee, das der Bezirk als Eigentümer alternativ anbot, hat 25 000 Quadratmeter. Auf 18 000 Quadratmeter entsteht das Containerdorf für 340 Menschen. Die Unterkunft ist für fünf, höchstens zehn Jahre geplant.

Die Entscheidung über die Betreibergesellschaft fällt demnächst. Perspektivisch soll das Gelände an eine Wohnungsbaugesellschaft veräußert werden.

Im Publikum gab es Fragen zur Herkunft der Asylbewerber, bestimmt seien wieder Wirtschaftsflüchtlinge dabei. Laut Thiel kommen die meisten derzeit aus Syrien, Eritrea, Irak und Afghanistan. Die Welle aus Bosnien und dem Kosovo sei abgeebbt. Auch herbe Kritik wurde laut. "Im Bezirk verfallen die Schulen, die Situation in den Bürgerämtern ist katastrophal, aber für Flüchtlingsunterkünfte ist Geld da", sagte eine Frau. "Sie müssen sich nicht wundern, wenn Unmut aufkommt."

Es seien einfach zu viele Flüchtlinge. So die Meinung vieler im Publikum. "In Europa nehmen einige Staaten überhaupt keine Flüchtlinge auf, aber zu uns kann jeder kommen", erklärte ein Mann. Was die empörte Antwort eines anderen zur Folge hatte: "Kein Flüchtling kommt ohne existentielle Not."

"Wie gewährleisten Sie, dass in fünf Jahren nicht Zustände wie im Görlitzer Park herrschen?", wollte ein aufgebrachter Teilnehmer wissen. Ein anderer sorgte sich um seine Laube in der Nähe der Unterkunft. Sven Heinrich, Leiter der Polizeidirektion 43, versuchte zu beruhigen: "Es gibt stadtweit 69 Standorte mit Flüchtlingsunterkünften, bisher hat sich nirgends ein Kriminalitätsschwerpunkt entwickelt."

Es gab aber auch positive Stimmen von Menschen, die sich um Flüchtlinge kümmern und nur gute Erfahrungen gemacht haben. Was Thomas Mampel vom Stadtteilzentrum Steglitz bestätigten konnte: "Bei Kontakten lösen sich Befürchtungen schnell in Luft auf." Das zeige sich auch im vor einem Jahr gegründeten Willkommensbündnis, das inzwischen 900 Menschen unterstützen. Rund 200 von ihnen sind ehrenamtlich aktiv. "Öffnen Sie ihre Arme und Herzen", appellierte er.

Gerald Saathoff, Leiter des Mittelhofs, wies darauf hin, dass es weitere Informationen für die Anwohner geben werde. Wer will, kann sich auch in den E-Mail-Verteiler aufnehmen lassen: fluechtlingseinrichtung@mittelhof.org.

Ulrike Martin / uma
Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

18 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Hüft- und Knieschmerzen müssen nicht sein.  | Foto: AdobeStock_197992483

Infoabend für Patienten
Schluss mit Hüft- und Knieschmerzen!

Leiden Sie unter Hüftschmerzen, die Ihr Leben dauerhaft beeinträchtigen? Oder schmerzt das Knie bei jedem Schritt? Dann lassen Sie sich nicht länger quälen! Wir laden Sie herzlich zu unserem Infoabend ein, bei dem Sie die neuesten Wege zur Befreiung von Hüft- und Knieschmerzen entdecken können, ohne sich vor dem Eingriff fürchten zu müssen. Unser renommierter Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums, Tariq Qodceiah, wird Sie durch die modernsten Methoden...

  • Westend
  • 26.03.24
  • 1.266× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 1.381× gelesen
  • 1
Gesundheit und MedizinAnzeige
Seinen Füßen sollte man sehr viel Aufmerksamket schenken.

Infos für Patienten
Thema: „Rund um den ganzen Fuß"

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Doch wenn Probleme auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen einen tiefen Einblick in die Anatomie des Fußes und beschäftigen sich gezielt mit Problemen wie Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen für diese häufig auftretenden Probleme....

  • Pankow
  • 06.03.24
  • 2.333× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Mit zunehmendem Alter stellen sich oft auch Fragen zur Sicherheit von Narkosen. Wir beantworten Ihre Fragen gern. | Foto: Volkmar Otto

Sicherheit während der OP
Wie sicher sind Narkosen im Alter?

Im Laufe unseres Lebens steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir eine Operation benötigen. Doch mit zunehmendem Alter stellen sich oft auch Fragen zur Sicherheit von Narkosen. Zum Beispiel können Herz-Kreislauf-Erkrankungen, schwere Lungenkrankheiten oder Demenz die Narkoseverträglichkeit beeinflussen. Wir laden Sie herzlich ein, Ihre Fragen und Bedenken mit uns zu teilen. Unser Ziel ist es, Ihnen die Angst vor der Narkose zu nehmen und Ihnen ein Verständnis dafür zu vermitteln, wie wir Ihre...

  • Reinickendorf
  • 13.03.24
  • 2.291× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.