Mitleid um jeden Preis? Der Senat will das Betteln mit Kindern verbieten

Berlin. Bettelnde Kinder lassen niemanden kalt. Organisierte Bettel-Banden nutzen das aus. Der Senat plant deshalb ein Bettelverbot für Kinder bis 14 Jahren. Doch es gibt auch kritische Stimmen.

Gegen das Betteln mit Kindern konnten die Behörden bislang nichts unternehmen. Lediglich aggressives oder raumgreifendes Betteln ist in Berlin nicht erlaubt. Um Kinder zu schützen, hat der Senat nun eine Verordnung erlassen. „Kinder zum Betteln zu missbrauchen, stellt eine grobe Verletzung der Fürsorge- und Erziehungspflicht dar“, sagt Innensenator Frank Henkel zum geplanten Verbot, das noch den Rat der Bürgermeister passieren muss.

Nach dessen Inkrafttreten soll bei Verstößen ein Bußgeld von bis zu 500 Euro fällig werden. Dies betrifft nicht das Bitten um Zuwendung wie etwa beim Sternsingen oder an Halloween. Kinder, die allein betteln, können auch künftig von Ordnungsbehörden und der Polizei dem Berliner Notdienst Kinderschutz oder den Jugendämtern übergeben werden. Der SPD-Abgeordnete Joschka Langenbrinck begrüßt die Verordnung: „Wir müssen die hilflosen Kinder davor schützen, von der Bettel-Mafia ohne Skrupel ausgenutzt zu werden.“

Das Gesetz sei "lebensunpraktisch", sagte hingegen Alex Jakob, Pressesprecherin des Kinderschutzbundes Berlin, gegenüber "rbb online". Sie fordert eine Lösung, „die den Kindern wirklich hilft“. Auch Inirromnja, ein Zusammenschluss Berliner Roma- und Sinti-Frauen, kritisiert die Verordnung: „An Stelle einer Kriminalisierung von Armut müssen entbürokratisierte Direkthilfen für die betroffenen Familien her“, fordert die Initiative. „Ja, das Bettelverbot für Kinder beseitigt nicht die Armut“, meint auch Joschka Langenbrinck. Aber es sei die Aufgabe des Staates, die Kinder vor Ausbeutung zu schützen. sr

Autor:

Stefanie Roloff aus Friedenau

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