Neues Leben im Naturdenkmal
Starker Austrieb und lustige Baumkobolde

Der Rundgang um den Stumpf lohnt sich. Insgesamt sind fünf Baum-Kobolde zu bestaunen.  | Foto: Ulrike Martin
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  • Der Rundgang um den Stumpf lohnt sich. Insgesamt sind fünf Baum-Kobolde zu bestaunen.
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Die alte Dorfulme lebt weiter. Das Naturdenkmal an der Ecke Pacelliallee und Königin-Luise-Straße musste Ende 2016 gefällt werden. Jetzt sprießt frisches Grün aus dem Stumpf.

Die rund 100 Jahre alte Flatterulme war die Nachpflanzung eines Baums, der schon 1894 fiel. Sie wies starke Schäden durch Stammfuß- und Wurzelstockfäule auf. Laut eines Gutachtens war die Stand- und damit auch die Verkehrssicherheit nicht mehr gegeben. Zwar wurde die Krone mehrfach reduziert, um die Windangriffsfläche zu reduzieren. Doch all diese Maßnahmen konnten letztlich die Ulme nicht retten.

Inzwischen überrascht der Stumpf der Ulme am Dorfanger Dahlem mit einer besonderen Optik. Er hat fünf Kobold-Gesichter. Die Augen bestehen aus Holzscheiben, die Nasen aus kleinen Ästen, die Münder aus Rinde oder Holzstückchen. Über einem davon wächst ein kräftiger Austrieb, der an eine wilde Frisur erinnert.

Lebensraum für Insekten

Vor drei Jahren hat der Steglitzer Harald Kortmann diese Baumkobolde „erfunden“. In Eigeninitiative montierte er Gesichter auf Stubben. Damit wollte er auf die schwindende Zahl von Straßenbäumen aufmerksam machen, und auch darauf, dass es nicht genügend Nachpflanzungen gibt. „Vor allem Kinder freuen sich über die Gesichter, fragen ihre Eltern, ob sie nicht einen Baum-Kobold im eigenen Garten haben dürfen“, erzählt Kortmann.

Weit über 3000 Baum-Kobolde hat er inzwischen geschaffen, verteilt über die ganze Stadt, und es soll weitere geben. Er plädiert auch dafür, die Stümpfe so lange stehen zu lassen, bis ein neuer Baum gepflanzt wird. „Die Stubben bieten vielen Insekten einen Lebensraum“, sagt er.

Dass Kortmann im Juli 2017 die Rest-Ulme an der Dahlemer Dorfanger gleich mit fünf Kobold-Gesichtern schmückte, liegt an der Beschaffenheit des Stumpfes. „Normalerweise gestalte ich ein großes Gesicht. Das war aber hier nicht möglich. Der Stubben hat sehr viele Rillen und Einkerbungen“, erklärt Kortmann. „Ein einziger Kobold wäre für den enormen Umfang aber zu wenig gewesen.“ Über den neuen Austrieb freut er sich sehr.

Ulmenbestand in der Stadt aufstocken

Der Stumpf hat mit dem frischen Grün und den lustigen Gesichtern nicht nur eine besondere Optik, sondern auch noch lange nicht ausgedient. Es gibt einen BVV-Beschluss, dass er stehen bleiben soll, da die Ulme eine natürliche Ortsmarke im historischen Siedlungskern gewesen sei. Laut Dendrologischer Gesellschaft, der Vereinigung für Baumkunde, war er zudem die stärkste Flatterulme Berlins. Die Austriebe könnten dazu beitragen, den Ulmenbestand in der Stadt aufzustocken.

Zwecks einer möglichen Vermehrung hat der Fachbereich Grünflächen des Bezirksamts die Humboldt-Universität kontaktiert. Das dort angesiedelte Albrecht-Daniel-Thaer-Insitut für Agrar- und Gartenbauwwissenschaften hat Material von den Stammaustrieben entnommen und wird daraus neue Jungbäume züchten. „Bis sie sich entwickelt haben und wieder im Straßenland gepflanzt werden können, werden allerdings noch zehn bis zwölf Jahre vergehen, teilt Umweltstadträtin Maren Schellenberg (B‘90/Grüne) mit.

Der Stubben des Naturdenkmals soll dauerhaft an seinem Standort bleiben, solange er keine Verkehrsgefahr darstellt. „Das gilt auch für den Austrieb und die Baumgesichter“, sagt Schellenberg.

Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

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