Zum Schlichter statt zum Anwalt
Schiedsmann Malte Priesmeyer vermittelt bei Streitigkeiten

Malte Priesmeyer bei der Arbeit im heimischen Garten. | Foto:  Schilp
  • Malte Priesmeyer bei der Arbeit im heimischen Garten.
  • Foto: Schilp
  • hochgeladen von Susanne Schilp

Wenn Privatleute in Streit geraten und sich die Fronten verhärten, kann der Weg zur Schiedsperson helfen. Sie bringt beide Parteien an einen Tisch und meistens wird eine Lösung gefunden. Malte Priesmeyer ist einer der vier ehrenamtlichen Neuköllner Schlichter – und er wünscht sich mehr Klienten.

Die Klassiker seien Nachbarschaftslärm, Grundstücksstreitigkeiten oder kleine Strafrechtsdelikte wie Sachbeschädigung, so Priesmeyer. Wendet sich jemand an ihn, schaut er erst einmal nach der Postleitzahl der Gegenpartei. Denn danach richtet sich die Zuständigkeit der Schiedsleute. Priesmeyer beispielsweise ist für Britz sowie Teile von Buckow, Rudow und der Gropiusstadt verantwortlich.

Fällt die Angelegenheit in seinen Bereich, folgt ein Gespräch mit dem „Kläger“, danach wird der Gegner geladen, um seine Sicht zu schildern. Jeder darf übrigens eine Begleitung mitbringen. Danach setzt sich Priesmeyer mit den Streitenden zusammen, um gemeinsam eine Lösung zu finden, die dann schriftlich festgehalten wird. Das Verfahren hat zwei große Vorteile: Es geht schnell und ist für „für ’n Appel und ’n Ei“ zu haben, so Priesmeyer. 50 Euro Vorschuss verlangt er vom Antragsteller, für das Verfahren selbst und für eventuelle Druck- oder Benzinkosten. Meist gebe es zum Schluss sogar Geld zurück. „Ein Rechtsanwalt verlangt allein für die Erstberatung 192 Euro“, sagt er. Die Angelegenheit ist im Schnitt in zwei bis drei Wochen erledigt. „Die Mindestdauer beträgt acht Tage, das habe ich auch schon hinbekommen“, so der Schiedsmann. Bemerkenswert ist, dass die so geschlossenen Vergleiche 30 Jahre lang gültig sind und die Wirkung eines Gerichtsurteils haben. Das bedeutet: Verstößt einer gegen die Vereinbarung, muss der andere nicht klagen, sondern kann sofort den Gerichtsvollzieher losschicken.

Zugenommen hätten Streitigkeiten in Mietverhältnissen, so Malte Priesmeyer. Dieses Thema interessiert ihn sehr. Vermieter nähmen sich angesichts der Wohnungsknappheit häufiger Dreistigkeiten heraus. Andererseits duckten sich Mieter eher weg – aus Angst vor Kündigung. Er erzählt von der ungerechtfertigten Einführung neuer Nebenkosten, doppeltem Kassieren für Rauchmelder oder vom Hauseigentümer, der ungefragt den Keller eines Mieters leerräumen ließ. Werkbank, Fahrrad und anderes wollte die beauftragte Firma nicht mehr herausrücken. „Hausfriedensbruch, Diebstahl, der Mieter bekam eine Entschädigung“, fasst Priesmeyer das Ergebnis der Schlichtung zusammen. Er vermittelt auch, wenn es sich beim Vermieter nicht um eine Privatperson, sondern um eine Wohnungsgesellschaft handelt.

Hauptberuflich arbeitet Malte Priesmeyer im öffentlichen Dienst, früher hat er ein paar Semester Jura studiert. Das Interesse an rechtlichen Fragen war also schon immer da, dementsprechend Spaß macht ihm seine ehrenamtliche Aufgabe. Er bedauert allerdings, dass das Angebot der Schiedsleute in der Stadt wenig bekannt ist und selten genutzt wird, anders als in vielen ländlichen Gegenden, wo der Weg zum nächsten Gericht weit ist. Priesmeyer hat 2022 bisher sieben Fälle bearbeitet. Das ist im Vergleich zum Berliner Durchschnitt – drei Fälle pro Schiedsperson und Jahr – nicht schlecht. Es könnten aber noch etliche mehr sein, meint er.

Gewählt werden die Schiedsleute übrigens von den Bezirksverordneten für eine Amtszeit von fünf Jahren. Die Dienstaufsicht hat das Amtsgericht. Das Bezirksamt wiederum stattet die Streitschlichter mit Siegel und Dienstschild aus, eins ziert seit vergangenem Jahr Priesmeyers Haus an der Onkel-Herse-Straße.

Alle Neuköllner Schiedspersonen, ihre Zuständigkeiten und weitere Infos sind auf der Bezirksamtsseite unter https://bwurl.de/16xa zu finden. Malte Priesmeyer ist zu erreichen unter priesmeyer@web.de, Telefon 0178/243 96 96.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

25 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Spezialitätenrestaurant "Yummy Kitchen" in der Zossener Straße ist imer einen Besuch wert.
6 Bilder

Yummy Kitchen
Köstlichkeiten aus der südindischen und sri-lankischen Küche

Seit 2021 existiert das Spezialitätenrestaurant "Yummy Kitchen" im angesagten Kreuzberger Kiez und lädt Liebhaber der südindischen und sri-lankischen Küche zum ausgiebigen Schlemmen und Genießen ein. So wundert es nicht, dass sich die Location, die über Innenplätze auf zwei Ebenen sowie einen gemütlichen Außenbereich verfügt, zu einem geschätzten Treffpunkt gemausert hat, der zahlreiche Berliner Stammgäste, aber auch Touristen aus dem In- und Ausland regelmäßig begrüßt. Verkehrsgünstig und...

  • Kreuzberg
  • 26.04.24
  • 234× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Vernachlässigen Sie nicht Ihre Füße. Dieses wichtige Körperteil trägt uns durchs Leben.

Probleme und ihre Lösungen
Probleme rund um den ganzen Fuß

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Sobald Beschwerden auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen Einblicke in die Anatomie des Fußes und behandeln gezielt Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen. Erfahren Sie mehr über Fußprobleme wie Achillessehnenbeschwerden,...

  • Hermsdorf
  • 25.04.24
  • 307× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Veggie & Vega in der Gneisenaustraße 5.
6 Bilder

Veggie & Vega Restaurant
Gesundes Essen mit exzellentem Geschmack

Seit Frühjahr 2023 existiert das Restaurant Veggie & Vega in Kreuzberg, das eine Vielzahl an vegetarischen sowie veganen Speisen aus der (süd)indischen Küche anbietet. "Gesund" lautet hier dementsprechend das Motto, wobei alle Gerichte durch die spezielle Komposition von frischen Zutaten und den ganz passenden Gewürzen zu einem wahren Gaumenschmaus fusionieren. Die vegetarische oder vegane Ernährungsform ist seit Langem nicht nur ein Trend, sondern vielmehr eine Lebenseinstellung, der immer...

  • Kreuzberg
  • 25.04.24
  • 303× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Hüftschmerzen beeinträchtigen Ihr Leben? Lassen Sie sich nicht länger quälen! | Foto: milangucic@gmail.com

Schonende OP-Methode
Patienteninfo: Wenn die Hüfte schmerzt

Hüftschmerzen beeinträchtigen Ihr Leben? Lassen Sie sich nicht länger quälen! Entdecken Sie die neuesten Wege zur Befreiung von Hüftschmerzen auf unserem Infoabend. Unser renommierter Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums, Tariq Qodceiah, führt Sie durch die modernsten Methoden bei Hüftoperationen. Erfahren Sie, wie die schonende AMIS-Methode eine minimalinvasive Implantation von Hüftprothesen ermöglicht und die Fast-Track-Behandlung eine rasche...

  • Hermsdorf
  • 26.04.24
  • 157× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Chettinad finden Sie seit Herbst 2023 auch im Food Court im The Playce am Potsdamer Platz.
5 Bilder

Chettinad im Manifesto Market
Indien zu Gast im The Playce

Im ersten Oberschoss des populären Food Court im The Playce am Potsdamer Platz präsentiert sich seit Herbst 2023 auch das Restaurant Chettinad, das seine typisch indischen Spezialitäten somit an drei Berliner Standorten sehr eindrucksvoll präsentiert. Auch am Hotspot am Potsdamer Platz werden neben diversen landestypischen Suppen und Vorspeisen auch zahlreiche Hauptgerichte serviert, die ganz nach Belieben für eine kulinarische Reise der besonderen Art sorgen. Zu den Highlights zählen dabei...

  • Tiergarten
  • 24.04.24
  • 362× gelesen
WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 686× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.